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Die Milinowskistraße in Zehlendorf.

© Armin Lehmann

Theatertreffen: Zehlendorfer Ansichten: Milinowskistraße - ein kleiner Garten Eden

Der langjährige Leiter des Berliner Theatertreffens schreibt für den Zehlendorf Blog über seine Liebe zur Milinowskistraße und was die mit dem Theatertreffen zu tun hat, das jetzt zum 50.Mal in Berlin beginnt.

Es gibt Dinge und Konstellationen die uneingeschränkt positiv besetzt sind. Der Frühling zum Beispiel. (Die geplagten Allergiker mögen mir diese Verallgemeinerung verzeihen.) Oder die Geburt eines Enkelkindes.

Es gibt künstlerische Konstellationen, die allen, die dafür empfänglich sind, das Herz schneller schlagen lassen. Die „Berlinale" zum Beispiel. Was für ein Wetter auch immer im Februar herrscht, halb Berlin erfasst zehn Tage lang ein Filmtaumel. Hunderttausende stürzen sich rund um die Uhr auf fremdsprachige Filme von und mit Künstlern, von denen die Meisten noch nie etwas gehört haben.

Etwas später im Jahr, im Mai, sind die Theaterbegeisterten in freudiger Erregung. Das „Berliner Theatertreffen" präsentiert nun zum 50. Mal - herzlichen Glückwunsch an den Veranstalter „Berliner Festspiele" - 20 Tage lang die zehn bedeutendsten deutschsprachigen Theaterinszenierungen. Bei keinem anderen Berliner Festival wird so leidenschaftlich gestritten und meinungsstark debattiert, sind die Erwartungen so hoch.

Der Autor Torsten Maß arbeitet für die Bundeskulturstiftung und wohnt mit seiner Familie in Zehlendorf.
Der Autor Torsten Maß arbeitet für die Bundeskulturstiftung und wohnt mit seiner Familie in Zehlendorf.

© Bundeskulturstiftung

Die meisten Aufführungen gastieren im „Haus der Berliner Festspiele" in der Schaperstraße in Wilmersdorf. Von welcher Seite aus man sich dem funktionsschönen Gebäude des Architekten Fritz Bornemann auch nähert, zuerst sieht man die weiß blühenden majestätischen Kastanienbäume, deren Kronen sich wie animierend-schützende Hände über das Areal legen. Ach die Kastanien! Die Wissenschaft hat festgestellt, dass der Duft blühender Kastanien erotisierend wirkt.

Und ob die Aufführungen nun beflügeln oder enttäuschen, diese Kombination von „Lieblicher Ort" und großer Schauspielkunst ist unschlagbar, unübertrefflich, unenttäuschbar. Ob die Inszenierungen nun top oder flopp sind, im nächsten Jahr erfasst einen zur gleichen Zeit wieder die Sucht nach diesem Sehnsuchtsort und diesem Festival.

Von der Pasewaldstraße kommend fährt man geradeaus in die Milinowskistraße, die schließlich am idyllischen Fischtal endet.
Von der Pasewaldstraße kommend fährt man geradeaus in die Milinowskistraße, die schließlich am idyllischen Fischtal endet.

© Armin Lehmann

Es gibt Orte auf dieser Welt, an die man gerne denkt. Ich habe, unter anderem,  eine große Sympathie für Berlin, eine emotionale Zuneigung zu Zehlendorf und nahezu eine Liebesbeziehung zur Zehlendorfer Milinowskistraße. Hier wohnen wir seit drei Jahrzehnten. Ich war und bin beruflich viel unterwegs. Nach Zehlendorf in die Milinowskistraße zurückzukehren, ist für mich wie Urlaub — besonders im Mai, wenn die roten Kastanien blühen und die Milinowskistraße einem den roten Teppich ausrollt, wenn man nach Hause kommt. 

Torsten Maß war über zwei Jahrzehnte Mitglied des Leitungsteams der „Berliner Festspiele" und ist seit 2002 Leiter der Allgemeinen Projektförderung der „Kulturstiftung des Bundes" in Halle an der Saale. Der Text erscheint auf dem Zehlendorf Blog, dem Online-Magazin des Tagesspiegels.

Torsten Maß

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