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Update

Bezirksamt bemängelt "Ordnungswidrigkeit": Keine Givebox ohne Genehmigung

Die Erfinder des Nachbarschaftsprojekts müssen verhandeln: Einfach so eine Box aufstellen, das geht nicht, findet das Ordnungsamt Kreuzberg. Die Kiste einfach abreißen wollen die Beamten aber nicht.

Die Idee löste überall Begeisterung aus – und droht nun an bürokratischen Hürden zu scheitern: Die sogenannte Givebox in der Falckensteinstraße soll bis Montag verschwinden, forderte das Bezirksamt in Kreuzberg. „Klasse Idee – leider schlecht umgesetzt“, stand in einem Schreiben von den Ordnungshütern, das am vergangenen Freitag an der Pinnwand der Givebox hing. Der „Aufsteller bzw. Betreiber“ wurde gebeten, die telefonhäuschengroße Box samt Inhalt zu entfernen, sonst werde sich das Ordnungsamt darum kümmern.
In der kreativ gestalteten Geschenkebox kann man seine gebrauchten Sachen hinterlassen, um sie zu verschenken oder gegen Neues einzutauschen – ein Gratis-Trödelmarkt im Miniformat. Das Nachbarschafts-Projekt soll Nachhaltigkeit und Gemeinschaftssinn fördern. Ende August war die erste Givebox in der Steinstraße in Mitte aufgestellt worden.

Bei Anwohnern und Passanten hat die Initiative viele Fans und Nachahmer gefunden, unter anderem auch in Prenzlauer Berg. Die Macher, die sich vor allem über das soziale Netzwerk Facebook organisieren, reagierten deshalb irritiert auf die Abmahnung des Kreuzberger Bezirksamtes und wollen jetzt verhandeln.

Der Aufbau ohne „Sondernutzungsgenehmigung“ stelle eine Ordnungswidrigkeit dar, mahnte das Bezirksamt auf Nachfrage der Initiatoren an. Man solle einen neuen, abschließbaren Standort suchen, eine Genehmigung beantragen und einen Verantwortlichen benennen. Ein solcher Ansprechpartner war schnell gefunden: Andreas Richter, einer der Erbauer der Box in der Falckensteinstraße, bot sogar an, die Givebox umzusetzen. In der nahe gelegenen Cuvrystraße soll es eine geeignete Stelle geben. Dass es aber angeblich wegen der Givebox Beschwerden aus der Nachbarschaft gegeben haben soll, ist für ihn schwer nachvollziehbar. „Gerade die Nachbarn waren es, die sich oft sehr positiv über die Givebox geäußert haben und diese aktiv unterstützen“, sagt er.

Bezirksstadtrat Hans Panhoff signalisierte Offenheit für die Vorschläge, wie die Givebox erhalten werden kann. „Die Idee ist uns ja auch sympathisch“, sagte Panhoff. Der Standort auf einer Baumscheibe sei aber ungünstig gewählt gewesen. Konkret könnte es etwa ein Problem mit Ratten geben, die unter dem Podest der Givebox prima Schutz fänden.

In den nächsten Tagen werde man sich mit um eine Lösung bemühen. „Wir werden diese Box nicht gleich am Montag in Schutt und Asche legen“, versicherte Panhoff. Gleichzeitig machte er deutlich: „So geht das nicht. Plötzlich war diese Box da und keiner wusste, wer der Betreiber ist.“ Im Klartext heißt das: Die anderen Giveboxen in Berlin stehen auf wackeligen Beinen.

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