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Berlin: Bienenalarm an der Plansche

Insekten einer Wildart suchten Wasser. Becken am Nordbahnhof in Mitte bleibt bis auf weiteres gesperrt

Eine rotweiße Flatterleine umzäunt das hellblaue Planschbecken. Das Wasser ist inzwischen abgelaufen; stattdessen ist dort hektisches Summen zu hören. Der Grund: hunderte von kleinen Bienen. Wegen ihnen hatte das Bezirksamt Mitte am Mittwoch das Becken gesperrt.

„Wir finden das richtig blöd“, ärgern sich Leonie, Jenny, Sarah und Farah von der Grundschule am Arkonaplatz. Die sechs und sieben Jahre alten Mädchen hatten sich so auf ihren ersten Ferientag am kühlen Planschbecken gefreut – genau wie ihre Eltern. „Das Becken war toll zum Spielen und hat uns sehr entlastet“, sagt Leonies Mutter, Claudia Trittmacher. Da das Wasser an der tiefsten Stelle nur bis zu den Knien der kleinsten Mädchen reichte, sei es ganz ungefährlich gewesen.

„Wir bedauern das sehr“, sagt Bezirkssprecherin Karin Rietz: „Uns hat die Sperrung völlig überrascht.“ Die Notbremse hat das Grünflächenamt Mitte gezogen. „Bei einem Rundgang hatten wir zufällig die Bienenplage entdeckt“, berichtet Fachbereichsleiter Hans-Gottfried Walter. „Als wir die vielen Insekten sahen, haben wir uns gleich mit einem Imker in Verbindung gesetzt“, sagt Walter. Der habe bestätigt, dass die Bienen das Wasser zum Trinken benötigen. „Hier handelt es sich um einen unorganisierten Schwarm“, sagt Walter. Da man aber nur ein Bienennest zusammen mit seiner Königin komplett entfernen könne, habe man das Wasser ablaufen lassen und das Becken sperren müssen. Wie lange das Becken noch trocken bleibt, kann Walter nicht genau sagen.

„Eigentlich ist es untypisch für Bienen, dass sie das Wasser suchen“, sagt Johannes Schwarz, Mitarbeiter der Obersten Naturschutzbehörde und zuständig für das Sachgebiet Artenschutz. Eine Gefahr für andere Schwimmbäder sei wenig wahrscheinlich. Außerdem müsse man die verschiedenen Bienenarten unterscheiden. So genannte Wildbienen sind neben Hummeln und Hornissen durch ein Bundesnaturschutzgesetz geschützt, da sie zu den bedrohten Arten gehören. Honigbienen sind dagegen aggressiver und fallen nicht unter den Artenschutz.

Da sich die Bienen bei dem Planschbecken auch in den Ritzen einnisteten, tippt Schwarz auf Sandbienen oder Mauerbienen, die „völlig harmlos sind“. Wenn die geschützten Arten entfernt werden sollen, muss sein Amt entscheiden, ob eine Befreiung von den Schutzverboten erteilt werden könnte.

„Ich verstehe die Panik gar nicht“, meint dagegen Regine Grafe, Leiterin des Amtes für Umwelt und Natur in Mitte. „Bienen sind keine Plage“, betont sie. „Wir sind froh, dass wir überhaupt Bienen im Innenstadtbereich für die Blüten-Bestäubung haben.“

Alexander Schäfer

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