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Berlin: Big in Taiwan

Es sind die Schätze der chinesischen Kaiser, die jetzt im Alten Museum gezeigt werden. Wenzel Jacob holte sie nach Deutschland. Zehn Jahre dauerten die Vorbereitungen

Er hat ein Faible für große Sammlungen. Vor allem für die der berühmtesten Museen der Welt. Er holte 1992 eine Auswahl aus dem Museum of Modern Art in New York, es folgten Ausstellungen mit den Sammlungen aus dem Prado in Madrid oder der Eremitage in St. Petersburg. Sie alle waren zu sehen in der Bundeskunsthalle in Bonn, deren Intendant Wenzel Jacob ist. Jetzt holt er die Schätze aus dem chinesischen Kaiserpalast der Verbotenen Stadt nach Deutschland. Noch vor der Station in Bonn ist die Ausstellung „Schätze der Himmelssöhne – die kaiserliche Sammlung des Nationalen Palastmuseums Taipeh“ in Berlin zu sehen.

Zehn Jahre hat Wenzel Jacob gebraucht, um die Ausstellung auf die Beine zu stellen. Aus der rund 650000 Stücke umfassenden Sammlung auf Taiwan sind hier 400 zu sehen, die einen Querschnitt dessen zeigen, was die Sammlung von 4000 vor Christus bis in die Neuzeit ausmacht. „Etwa 20 Prozent der Exponate müssen wir nach der Hälfte der Ausstellungszeit zurückschicken“, sagt Jacob. Das sind vor allem die Kalligraphien, jahrhundertealt, komplett erhalten auf den meterlangen Schriftrollen. Im Gegenzug schickt das Museum in Taipeh dann andere Exponate, die nur in Bonn gezeigt werden.

Die Ausstellung kommt vor allem deshalb nach Berlin, weil ein entsprechender Passus im Vertrag vorsieht, dass sie in der Hauptstadt gezeigt werden muss. Aber es ist eine Ausstellung, zu deren Eröffnung von deutscher Seite kein hochrangiger Politiker erscheinen wird. Der Grund für die diplomatischen Verwicklungen ist einfach: Taiwan ist als Staat nicht anerkannt und die Beziehungen zur Volksrepublik China sollen nicht Schaden nehmen. Teile der Sammlung reisten früher nach Frankreich und in die USA, in dieser Zusammenstellung waren die Keramiken, Seidenwebereien, Jaden, Miniaturen und Kalligraphien noch nie außerhalb Taiwans zu sehen.

Die große Azteken-Ausstellung, die derzeit im Gropius-Bau läuft, und die Schau mit den Schätzen aus dem Kaiserpalast sind in Jacobs Augen „zwei Super-Hammer, die zeitgleich zu sehen sind“. Er weiß, wie man Event-Aussstellungen inszeniert. Bei der Vernissage des Moderna Museet Stockholm schaute Königin Silvia in Bonn vorbei, bei der Tibet-Schau kam der Dalai-Lama. Heute gibt es als Vorgeschmack einen chinesischen Drachentanz im Lustgarten – eine bunte Show unentgeltlich für alle, 18.15 Uhr geht es los. Die Ausstellung selbst ist ab Freitag im Alten Museum geöffnet (dienstags bis sonntags 10 bis 18, donnerstags bis 22 Uhr) – bis zum 12. Oktober.

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