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Berlin: Bilder im Advent

Kaiser-Friedrich-Museums-Verein lud zur Feier

Berliner Weihnachtsfeiern gibt es viele, solche und solche. Zu manchen muss man, manche sind ein Muss. Zu letzteren gehört der Advents-Abend des Kaiser-Friedrich-Museums-Vereins. Schon, weil er den großen, hellen Saal der Gemäldegalerie so festlich-fröhlich belebt. Außerdem erlaubt er das Vergnügen, bei weihnachtlicher Chormusik inmitten der überwältigenden Fülle der Bilder des Museums zu wandeln. Und dann gelingt es dem Vorstand immer wieder, dem Abend mit der traditionellen Bildbetrachtung durch einen prominenten Gast ein besonderes Licht aufzusetzen. Diesmal, am Sonntagabend, dank des französischen Botschafters Claude Martin . Denn der erwies sich als hoch engagierter, kulturbegeisterter Deuter und Vermittler.

Dabei hatte er kein spektakuläres Bild ausgewählt. Auch brave Museumsgänger mussten zugeben, dass ihnen weder der Maler Jean Fouquet ein Begriff noch dass ihnen das Bild „Etienne Chevalier mit dem Hl. Stephanus“ je aufgefallen war. Das änderte der Diplomat, bereits sieben Jahre in Berlin auf Posten, mit seinem Vortrag. Er stellte das stille, konzentrierte Bild hinein in seine Epoche, das 15.Jahrhundert, eine „ambivalente Zeit“: Königsfehden, hundertjähriger Krieg, Karl VII., die Jungfrau von Orleans und die schöne Agnès Sorel, mit der die Tradition der königlichen Maitressen beginnt, dazu ein wichtiger Wandel der Malerei. Mit einem Male öffneten sich die faszinierenden Tiefen europäischer Kunst und Geschichte. Schließlich ergab sich noch der Hinweis – nette Geste an den Veranstalter –, dass der Verein den Erwerb des Bildes ermöglicht hat, kurz nach seiner Gründung, 1897.

Also geht dieser älteste europäische Museumsverein in sein 109.Jahr. Er tut es, so der Vorsitzende, Deutsche-Bank- Vorstand Tessen von Heydebreck, selbstbewusst. Einerseits, weil bei diesem Abend wieder einmal – wie er vergnügt registrierte – kein Platz leer blieb, andererseits, weil das 500. Mitglied in Sicht ist. Außerdem kann der Verein im neuen Jahr stolz die Wiedereröffnung des Bode-Museum mitfeiern: Er hat dessen Namen bewahrt, das Museum wird deshalb auch „Bode-Museum, vormals Kaiser-Friedrich-Museum“ heißen.

Und wie kam der Botschafter, begleitet von seiner Frau Judith, einer charmanten Chinesin, ans Museums-Rednerpult? Darauf muss man kommen, darauf kam Anna-Maria Erlen , die stellvertretende Vorsitzende, der dieser Abend besondere Genugtuung bereitete. Dass er seinen Ruf verteidigte, verdankte sich auch dem begrüssenden Hausherrn Wolfgang Lindemann , dem wieder hingebungsvoll singenden Balcanto-Chor Berlin und dem Büfett des Hotels Intercontinental. Rdh.

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