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Berlin: Bilderkauf für einen guten Zweck

GAZETELER RÜCKBLICK Jeden Montag im Tagesspiegel: ein Rückblick auf die in Berlin erscheinenden türkischen Tageszeitungen. „Nette Geste von deutschem Kommandanten“, titelte die Hürriyet am Mittwoch auf ihrer Europa-Beilage.

GAZETELER RÜCKBLICK

Jeden Montag im Tagesspiegel: ein Rückblick auf die in Berlin erscheinenden türkischen Tageszeitungen.

„Nette Geste von deutschem Kommandanten“, titelte die Hürriyet am Mittwoch auf ihrer Europa-Beilage. Damit war der Oberstleutnant der Reserve Hans-Jürgen Malirs gemeint, der für das türkische Militär eine gute Tat getan habe. Er hat „Gamze Ak, Gattin des Militärattachés der Botschaft in Berlin, Turgut Ak, ein Gemälde abgekauft, mit dem Zweck, das Geld dem Mehmetcik-Fonds zukommen zu lassen“, wurde erklärt. Mehmet ist ein türkischer Männername, Mehmetcik die Verniedlichung davon. So nennen die Türken ihre Soldaten. Aus dem Fonds werden die Hinterbliebenen der Gefallenen unterstützt.

Dazu zeigte das Blatt ein Foto, auf dem der Deutsche mit der Attaché-Gattin ein geradezu barockes Gemälde Istanbuls hochhält. Zu seiner Linken steht ihr Mann in Marineuniform fast stramm. Zu lesen ist, dass der Deutsche eine Weile in der Türkei und in der „Türkischen Republik Zypern“ gelebt und dort Freundschaft mit türkischen Offizieren geschlossen habe. „Der deutsche Oberstleutnant Malirs sagte, dass er Istanbul sehr liebe und daher große Freude darüber empfinde, dass das Geld einem guten Zweck zugute kommt. Offizier Turgut Ak, dessen Dienst am 7. August endet, gab an, dass er die 500 Euro der Mehmetcik-Stiftung überwiesen habe“.

Nachrichten aus Berlin sind zur Zeit rar in den türkischen Zeitungen. Kein Wunder: Im Berlin-Büro der Hürriyet in der Friedrichstraße geht keiner ans Telefon, und die Berlin-Beilage, die jeden Mittwoch der Zeitung beigefügt wird, erscheint im Moment nicht. „Weil Ferienzeit ist“, sagte ein Mitarbeiter in der Hürriyet-Zentrale in Mörfelden-Walldorf bei Frankfurt am Main. So viele Türken sind noch in der Heimat, dass sich das Geschäft für die Redaktion nicht lohnt.

Aufmacher der Europa-Beilage der Hürriyet war ohnehin ein Gerichtsurteil aus Stuttgart. Das dortige Verwaltungsgericht hatte entschieden, dass gute mündliche Sprachkenntnisse genügen, um die deutsche Staatsbürgerschaft zu bekommen. „Wer mir sein Leid klagen kann, sollte Deutscher werden können“, zitierte Hürriyet den Richter. Geklagt hatte ein 40-jähriger Türke aus Stuttgart, der seit 25 Jahren in Deutschland lebt und zweimal durch den schriftlichen Teil des Sprachtestes geflogen war, den Bewerber in Baden-Württemberg absolvieren müssen.

Suzan Gülfirat

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