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Bildung: 25.000 Kita-Kinder mit Erzieherinnen auf der Straße

Das Kitabündnis hat mit rund 400 Aktionen in ganz Berlin für mehr Personal und einen erweiterten Anspruch auf Betreuung demonstriert. Die GEW kündigte weitere Protestaktionen nach der Sommerpause an.

Ein Heer von Kita-Kindern war gestern in Orange eingekleidet. In ganz Berlin waren sie mit Luftballons, Trillerpfeifen und leuchtenden T-Shirts unterwegs, um für eine bessere Ausstattung ihrer Kindertagesstätten zu demonstrieren. Das Berliner Kitabündnis, eine Initiative von Eltern, Gewerkschaften, Wohlfahrtsverbänden und Kindertagesstätten, hatte zu dem Aktionstag aufgerufen, um auf seine Anliegen aufmerksam zu machen. Nach groben Schätzungen waren über 25.000 Kinder auf der Straße – etwa jedes vierte Kitakind. Und viele Erzieher.

„Alle Kitaträger waren vertreten“, resümierte Martin Hoyer, Kita-Referent des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes. Er geht davon aus, dass es etwa 400 unterschiedliche Aktionen in allen Bezirken gegeben hat. Allein am Bäkeplatz in Lichterfelde trafen sich zehn Kitas, um mit dem Liedermacher Chris Reinhard zu musizieren. Das Kitabündnis, das auch ein entsprechendes Volksbegehren vorantreibt, fordert mehr Personal und einen erweiterten Anspruch auf Kita-Betreuung.

„Pro Kind muss man etwa eine Stunde für Elterngespräche, für das Sprachlerntagebuch und anderes rechnen“, berichtete Stefan Radke, Erzieher in der evangelischen Kita Petrus in Spandau. Das komme alles zu der Regelarbeitszeit von 38,5 Stunden hinzu. Deshalb will das Kitabündnis, dass bei der Berechnung des Personalbedarfs von vorn herein die zusätzlichen Aufgaben, die Erzieher haben, berücksichtigt werden.

Eine Folge des knappen Erzieherschlüssels beschreibt Manuela Hahn von der Kita Wasserwerk: „Bei Personalmangel kommen die Kinder manchmal gar nicht mehr raus.“ Denn aus Sicherheitsgründen braucht man bei Ausflügen mehr Personal als in geschlossenen Räumen. „Wir stoßen an unsere Grenzen“, fasst Hahn die Lage zusammen.

Vor allem in der Urlaubszeit müssten sie „jonglieren“, berichtet Christiane Walter von der Kita Wunderblume im Löbnitzer Weg. Die Vier- bis Fünfjährigen um sie herum tragen kleine Transparente und haben sich die orangefarbenen Aufkleber des Aktionstages auf die T-Shirts geklebt. „Wir haben versucht, den Kindern zu erklären, warum wir heute hergehen“, sagt sie. Auch die Kinder aus der Kita an der Gatower Straße wissen, was los ist. Gemeinsam mit ihren Erzieherinnen haben sie einige Luftballons ins Spandauer Rathaus gebracht. Zudem wurden vielerorts Unterschriften für das Volksbegehren des Landesalternausschusses Berliner Kindertagesstätten gesammelt.

Eine der Forderungen besteht darin, dass die Einsparungen bei den Kitaleitern zurückgenommen werden: Früher wurden Kitaleiter vollständig von der direkten Betreuungsarbeit freigestellt, wenn ihre Kita mehr als 100 Plätze hatte. Jetzt ist das nur noch bei Kitas mit mehr als 160 Kindern der Fall. Zudem will das Kitabündnis erreichen, dass alle Kinder Anspruch auf einen Teilzeitplatz von bis zu sieben Stunden haben – egal, ob die Eltern arbeiten oder nicht..

„Es wird nach der Sommerpause noch mehr Aktionen geben“, kündigte Klaus Schroeder, Kita-Referent der GEW an. „Wir wollen auf jeden Fall mit Jürgen Zöllner als zuständigem Jugendsenator reden und im Herbst eine Podiumsdiskussion mit den Regierungsparteien organisieren.“

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