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Berlin: Bildung: "Erschreckende Unkenntnis"

Bei der Deutung der Pisa-Studie gehen die Meinungen nach wie vor auseinander. Noch ist die Berliner Ursachensuche nichts als Stochern im Nebel, denn die Auswertung für die einzelnen Bundesländer wird erst im Sommer abgeschlossen.

Bei der Deutung der Pisa-Studie gehen die Meinungen nach wie vor auseinander. Noch ist die Berliner Ursachensuche nichts als Stochern im Nebel, denn die Auswertung für die einzelnen Bundesländer wird erst im Sommer abgeschlossen. Dennoch gibt es das Bedürfnis, Pisa schnellstens zu analysieren. Urania und Inforadio luden deshalb am Mittwochabend zum "Expertengespräch" über "Pisa und die Folgen" mit Bildungssenator Klaus Böger (SPD), Sibylle Volkholz (Heinrich-Böll-Stiftung), Petra Stanat (Pisa-Koordinatorin) und Hans Werner Rückert (Freie Universität).

Auffällig war: Es gab zwischen den Vieren viel Übereinstimmung. Ob Petra Stanat anmerkte, dass die Schulen in vielen leistungsstarken Ländern "mehr Lebensmittelpunkt" seien durch ihre Ganztagsangebote, ob der Senator mehr "Teamgeist" bei den Lehrern forderte oder Volkholz eine "andere Didaktik" propagierte - häufig gab es Kopfnicken in der Runde.

Insbesondere beim "Teamgeist" wurde nachgehakt. Böger hatte erst kürzlich im Tagesspiegel gefordert, dass Lehrer sich häufiger gegenseitig fragen müssten, was sie überhaupt erreichen und sich nicht nur hinter verschlossenen Türen verschanzen. In der Urania kam er darauf zurück: "Lehrer müssen darüber reden, was ihr Unterricht bewirkt", wiederholte er seinen Appell, auf den die grüne Ex-Schulsenatorin Volkholz einstieg. "Lehrer arbeiten nicht zusammen", bedauerte sie und forderte ein Konzept, um das "Gesamtkunstwerk Schule" zu gestalten. Dazu gehöre auch, dass die Lehrerarbeitszeit sich anders definieren müsse als durch Unterrichtsstunden. Seit langem tritt sie ein für längere Anwesenheitszeiten der Lehrer über den Fachunterricht hinaus.

Hans-Werner Rückert ging dann direkt auf den Unterricht ein. Er erinnerte daran, dass Pisa eine erschreckende Unkenntnis der Lehrer über die Fertigkeiten und Probleme ihrer Schüler zutage gefördert hatte. Deshalb müsse die "Verwissenschaftlichung" der Lehrerausbildung zum Teil zurückgenommen werden zugunsten des methodischen und diagnostischen Rüstzeugs.

Sibylle Volkholz gab den Hinweis, wie eine gute von einer schlechten Schule zu unterscheiden sei, wenn etwas schief läuft: In der guten fragt man, was haben wir falsch gemacht, in der schlechten schiebt man die Schuld auf Dritte, also etwa auf den Senat oder die Eltern.

sve

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