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Bildung: Kitas auf dem Prüfstand - vor fünf Jahren

Vor fünf Jahren rückte nach den Schulen wieder die Qualität der Kitas in den Fokus: Alle 2000 Berliner Kindertagesstätten mussten sich einem Kita-Check unterziehen. Was Susanne Vieth-Entus und Patricia Hecht darüber schrieben.

Nach den Schulen rückt nun wieder die Qualität der Kitas in den Fokus: Alle 2000 Berliner Kindertagesstätten müssen sich künftig einem Kita-Check unterziehen. Analog zu den Schulinspektionen besuchen externe Prüfer alle fünf Jahre für rund sechs Wochen die jeweilige Kita. Erste Kitas werden bereits geprüft, bis nächste Woche sollen alle angegeben haben, wann sie sich in den ersten fünf Jahren testen lassen wollen, teilte die Bildungsverwaltung am Donnerstag auf Anfrage mit. Außerdem lässt Bildungssenator Jürgen Zöllner (SPD) nach Informationen des Tagesspiegel prüfen, ob Kinder bereits zwei Jahre vor Schulbeginn zum Kitabesuch verpflichtet werden können, wenn sie eine vorgezogene Sprachstandsfeststellung nicht bestehen. Dieses Vorhaben ist Teil des Qualitätspakets, das Zöllner demnächst vorstellen will.

Bei den Kita-Checks ist vorgesehen, dass die Arbeit der Leiter und Erzieher beobachtet wird, Gespräche mit Personal und Eltern geführt und Dokumente der Kita ausgewertet werden. „Berlin hat sich als erstes Bundesland dazu verpflichtet und nimmt eine Vorreiterrolle ein“, sagt Marcus Luttmer vom Paritätischen Wohlfahrtsverband. „Die Ergebnisse werden eine sehr wertvolle Rückmeldung sein.“

Acht verschiedene Anbieter stehen für den Kita-Check zur Verfügung. Getestet werden etwa die Beobachtung und Dokumentation der Entwicklung durch die Erzieher, anregungsreiche Räume, die Planung und Gestaltung von Projekten, der Bereich Spiel, die Zusammenarbeit mit den Eltern und der Übergang in die Schule. Ursprünglich sollten die Kita- Checks bereits vor drei Jahren beginnen, was aber wegen der angespannten Personallage zurückgestellt wurde. Bisher ist es eher dem Zufall oder kritischen Eltern überlassen, ob Defizite in Kitas publik werden. Weitere Fortschritte erhofft sich der Senat von dem neuen Kooperationsgebot zwischen Schule und Kita. Es soll dazu führen, dass Kitas direkt von den umliegenden Grundschulen erfahren, was sie von den Kita-Kindern erwarten und wie die Kinder besser gefördert werden könnten.

Dies ist aber nicht alles. Immer wieder fragen sich die Fachleute, was noch geschehen muss, um insbesondere die Förderung der Migrantenkinder in den Kitas zu verbessern. Zunehmend wird bezweifelt, dass die bundesweit üblichen vorschulischen Deutsch-Pflichtkurse der Kitas weiterhelfen: Sowohl die Erfahrungen der Grundschulen als auch jüngste wissenschaftliche Untersuchungen sprechen eher dagegen. Selbst ein mehrjähriger Kita-Besuch führt nicht immer zum Erfolg, wie die Einschulungstests zeigen. Aus diesem Grund lässt Zöllner jetzt – ebenfalls im Rahmen des Qualitätspakets – die Möglichkeit prüfen, Sprachstandserhebungen bereits für Dreijährige zu entwickeln. So ließe sich zwei Jahre später anhand der Einschulungstests feststellen, welche Fortschritte in derKita erzielt wurden. „Es dauert womöglich eine ganze Generation, bis Erzieherinnen einen anderen Umgang mit der Sprache verinnerlicht haben,“ gibt Jürgen Schwochow, Kitareferent des Diakonischen Werkes, zu bedenken. Sie müssten ihre Sprachgewohnheiten umstellen, um ihre wichtige Rolle als Sprachvorbilder ausfüllen zu können.

„Die ganze Testerei bringt nichts, wenn sie nicht gekoppelt wird mit Fortbildungen“, warnt deshalb Christa Preissing vom Berliner Kita-Institut für Qualitätsentwicklung, das auch die Kita-Checks leitet. Vor allem aber sei es wichtig, die Kinder so früh wie möglich in die Kitas zu holen, denn die entscheidende Phase für den Spracherwerb sei mit drei Jahren eigentlich schon abgeschlossen.

Der Beitrag erscheint in unserer Rubrik "Vor fünf Jahren"

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