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Bildung: Patente ohne Ende

Das Heinrich-Hertz-Gymnasium in Friedrichshain gilt als Eliteschule für künftige Naturwissenschaftler. Preise bei Mathematikolympiaden und "Jugend forscht" sind beinahe schon der Normalfall.

Von Sandra Dassler

"Zuerst wollte ich nicht auf dieses Gymnasium", sagt Georgi Georgiew: "Ich komme aus Adlershof, das sind je 45 Minuten für Hin- und Rückfahrt. Aber ich habe es nicht bereut." Der 18-Jährige steht mit Freunden vor der wuchtigen Eingangstür des Heinrich-Hertz-Gymnasiums in der Rigaer Straße in Friedrichshain. Auch sein gleichaltriger Klassenkamerad Eric Esser schwärmt von der "innovativen und harmonischen Atmosphäre" der Schule. Die ist auf Mathematik und Naturwissenschaften orientiert und so populär, dass sich jedes Jahr drei- bis viermal so viele Mädchen und Jungen um Aufnahme bemühen, als Plätze vorhanden sind.

Viele der knapp 500 Schüler des Heinrich-Hertz-Gymnasiums machen von sich reden, weil sie bei Mathematikolympiaden gewinnen oder beim Wettbewerb "Jugend forscht" Preise einheimsen. Oft für ganz banale Lebenshilfen. So erfand ein Junge, der sich immer wieder den Kopf an der geöffneten Schranktür stieß, einen speziellen Sensor: Sobald sich etwas unter der offenen Tür bewegt, meldet diese nun: "Achtung! Tür ist geöffnet."

Oder das leidige Badewannen-Problem: Man dreht den Wasserhahn auf, verlässt das Bad und vergisst wegen eines Telefonats die rechtzeitige Rückkehr. Mit einer "Jugend-forscht-Badeente", ent wickelt im Heinrich-Hertz-Gymnasium, schaltet sich der Hahn aus, sobald die Ente mit dem steigenden Wasserpegel eine bestimmte Höhe erreicht hat.

Manches wurde sogar als Patent angemeldet

Das steuerbare Luftschiff, die automatische Gangschaltung für Fahrräder, der Radarsensor für Autos, der piept, wenn sich im toten Winkel etwas bewegt, oder die flexiblen Tragflächen für Flugzeuge - manches wurde sogar als Patent angemeldet, sagt Stefan Bünger, der die "Jugend forscht"-Projekte betreut. Sein Kollege Matthias Nicol, der den Fachbereich Mathematik leitet, kann eine ähnliche Erfolgsbilanz aufweisen. Beide Lehrer waren schon zu DDR-Zeiten an der damaligen Erweiterten Oberschule Heinrich Hertz. Dass Sachsen bei der aktuellen Pisa-Studie am besten abschnitt, überrascht sie nicht. In der DDR seien Mathematik und Naturwissenschaften mehr gefördert worden als heute, erzählen sie. Auch mehr geschätzt, denn viele Menschen hätten hier ihre "ideologiefreie Nische" gefunden. Im Westen hätten sich hingegen die "68er" mit ihren Mathe-Fünfen in Talkshows gebrüstet . Zum Glück, erzählen die Pädagogen, hätte Oberschulrat Ziebegk, der 1990 in der Senatsbildungsverwaltung saß, Bestrebungen gegen die naturwissenschaftliche Orientierung der Schule seitens der SPD und der Grünen ignoriert.

Inzwischen gehören Absolventen des Friedrichshainer Heinrich-Hertz-Gymnasiums zur wissenschaftlichen Elite in Deutschland und der Welt. Und dass man mit etwas geschultem logischen Denken auch in anderen Branchen Erfolg haben kann, zeigt ein Blick auf die Liste ehemaliger Schüler. Dort stehen nämlich auch Namen wie Thomas Brussig, Tamara Danz oder Gregor Gysi.

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