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Berlin: Birlik kennt keine Krise

Die Zeiten für Einzelhändler sind schlecht. Doch türkische Discounter expandieren munter weiter

Rewe gegen Bolu. Reichelt gegen Habibi. Das sind die neuen Spielpaarungen im beinharten Konkurrenzkampf der Lebensmittel-Branche. Die traditionellen Supermarktketten müssen sich immer öfter auch gegen türkische Discount-Läden zur Wehr setzen. Die expandieren nämlich trotz der Kaufkrise munter weiter. Der größte unter ihnen ist „Birlik Markets“ mit inzwischen neun Geschäften zwischen Wedding und Neukölln.

Birlik an der Potsdamer Straße: Die Birlik-Kunden bewundern zunächst eine farbgesättigte Obst-und-Gemüse-Wand im Kino-Breitbandformat, Reis in 5-Kilo-Säcken und riesige Plastikkübel mit Weißkohl in Essig für die türkische Großfamilie. Dazu gibt es Dolby-Surround: Hallohallohallo, billichbillich, Satsumashier, Satsumashier. Der Ladenchef sagt: „Kosten, probieren, dabei sein – das ist unser Erfolgsrezept. Schreiben Sie auf!“ Mehr sagt er nicht; das ist Sache vom „großen Chef“.

Der große Chef heißt Derwis Yücel, seine liebste Wendung ist: „Weiß ich nicht.“ „Wir arbeiten sehr stark, verdienen sehr wenig.“ Auch an Birlik sei die Kaufkrise nicht vorbeigegangen, sagt Yücel. Seine neun Geschäfte sind nach dem Franchise-System organisiert, wirtschaften also selbstständig. Yücels eigene Firmen am Großmarkt Beusselstraße sorgen für den Nachschub. Wie viele Leute arbeiten für Birlik? „Im Kopf weiß ich nicht.“ Einige hundert dürften es sein. Die meisten Angestellten seien mit ihm verwandt, bestätigt Yücel. „Verwandte passen besser auf.“ Yücel sieht noch mächtiges Potenzial für seine Märkte in Berlin: „Das Ziel sind 100 Läden in Berlin.“

Sein härtester Konkurrent heißt Mehmet Kazancioglu. Er hat in den vergangenen Jahren zusammen mit seinen Brüdern vier „Bolu“-Märkte eröffnet, die ähnlich organisiert sind wie Birlik. Kazancioglu will allerdings langsamer wachsen. 55 Mitarbeiter habe er, „auch deutsche“, die Bezahlung laufe „nach Vereinbarung“. In der Regel kommen die Leute ungelernt zu ihm – die Ausbildung erhalten sie nebenbei. Er glaubt, dass die deutschen Supermärkte „zu viel verpacken“ und viel Geld für Lagerung und Transport ausgeben. „Wir kaufen das Fleisch direkt vom Großhandel und verarbeiten es selbst.“

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