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Blickkontakt zum Volk: Ein Rundgang durch Potsdams neues Schloss

Am 18. und 19. Januar können die Brandenburger das wiedererbaute Potsdamer Stadtschloss besichtigen. Wir haben bereits einen Rundgang gemacht.

Vier Wochen lang müssen sich die Brandenburger Bürger noch gedulden. Erst am 18. und 19. Januar haben sie die Chance, an einem Tag der offenen Tür den neuen Landtag, das wiedererbaute Potsdamer Stadtschloss, zu besichtigen. Vorerst dürfen nur Besuchergruppen aus besonderem Anlass das Gebäude erkunden – so wie kürzlich eine Besuchergruppe aus den Niederlanden.

Gebaut nämlich wurde das Schloss in Public Private Partnership von der königlich-niederländischen Baufirma BAM. Technischer Leiter des Projekts war Thomas Weber – der natürlich viel über die Besonderheiten des Baus weiß. 300 der 800 übrig gebliebenen historischen Bauteile habe man integriert, sagt er. 1945 war das Schloss ausgebrannt, 1959 wurde die Ruine gesprengt. Das Konzept des Architekten Peter Kulka, der mit der Wiedererrichtung betraut war: Konservierung statt Restaurierung. Das ist auch deutlich an zwei Säulen am Kopfbau zu sehen, die Einschusslöcher und Brandspuren zeigen.

Im Treppenhaus führen zwei Treppen links und rechts mit kräftigem Schwung nach oben. Es ist ganz in Weiß gehalten, vier Torsi von Atlanten stützen die Deckenkonstruktion. Die Gesichter fehlen, wie abgeschlagen, die Arme ebenso, Spuren des Krieges und der Zerstörung. Das historische Vorbild des Geländers wäre nach heutigem Baurecht zu niedrig gewesen, außerdem hätte ein Kind locker seinen Kopf durchstecken können, da die Öffnungen im schmiedeeisernen Geländer größer als die heute zugelassenen zwölf Zentimeter waren. Wie also das moderne Abbild gestalten? Architekt Kulka entschied sich für eine radikale Neuinterpretation und entwarf das Treppengeländer als weiße Skulptur, eine weiße Mauer – mit Handlauf. Man erkennt das historische Vorbild, sieht die verbauten Reste des Schlosses – und doch ist es eine moderne Lösung. Ebenso die Fenster: Sie vermitteln außen den Eindruck von 1912, entsprechen aber modernen Anforderungen.

Im ersten Stock, hinter der Sicherheitsschleuse, folgen weiße Flure – mit gelegentlichen Farbtupfern: zwei große Gemälde, ein rotes Sofa. Auch die Sessel im Plenarsaal sind in Rot gehalten wie die brandenburgischen Landesfarben. Hier geben Fenster den Blick nach draußen frei. Die Abgeordneten sollen das Volk, das sie vertreten, auch sehen. Vielleicht vergrößert es sich ja eines Tages? „Sollten Berlin und Brandenburg fusionieren, könnten wir sofort von 88 auf bis zu 143 Stühle aufstocken. Die Möbel sind schon im Keller eingelagert, wir sind schneller als die Politik“, sagt Projektleiter Thomas Weber. Die Büroräume, die für die potenziellen Berliner Abgeordneten vorgesehen sind, nutzt der Landesrechnungshof Brandenburg.Rolf Brockschmidt

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