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Berlin: Blindgänger: Zwei-Tonnen-Luftmine lag 55 Jahre unter den Wohnhäusern

Noch immer lauern gefährliche Reste aus dem Zweiten Weltkrieg im Boden: Allein im vergangenen Jahr mussten 20 Bombenblindgänger und mehr als 41 000 Kilo sonstige Munition entschärft werden. Ein von der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung vorgelegter Bericht warnt davor, dass die Gefahren auch nach mehr als 55-jähriger Lagerung von Bomben und Granaten im Boden nicht gemindert sind: Innerhalb von zwölf Monaten gingen von Behörden, Bauherren, Leitungsverwaltungen und aus der Bevölkerung fast 1000 neue Anträge auf Munitionssuche ein.

Noch immer lauern gefährliche Reste aus dem Zweiten Weltkrieg im Boden: Allein im vergangenen Jahr mussten 20 Bombenblindgänger und mehr als 41 000 Kilo sonstige Munition entschärft werden. Ein von der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung vorgelegter Bericht warnt davor, dass die Gefahren auch nach mehr als 55-jähriger Lagerung von Bomben und Granaten im Boden nicht gemindert sind: Innerhalb von zwölf Monaten gingen von Behörden, Bauherren, Leitungsverwaltungen und aus der Bevölkerung fast 1000 neue Anträge auf Munitionssuche ein.

Schwerpunkte der Bergung waren in jüngster Zeit der Rummelsburger See, aus dem mit einem Gesamtkostenaufwand von rund 2,2 Millionen Mark insgesamt 5,2 Tonnen Kampfmittel geborgen wurden. Darunter befanden sich fünf Bombenblindgänger, die Polizeifeuerwerker noch am Ort entschärfen konnten. Allein im Treptower Naherholungsgebiet Plänterwald bargen die Munitionssucher rund 12 000 Kilo Kampfmittel, darunter drei Bombenblindgänger. Zwölf Kleinbomben und etliche Granaten mussten am Ort gesprengt werden. Spektakulär war der Fund einer 2000 Kilo schweren Luftmine am 9. August, nur 50 Meter von der stark befahrenen Neuen Krugallee entfernt, in der Nähe eines großen Wohngebietes. Rund 6000 Menschen mussten ihre Häuser verlassen, der Straßenverkehr wurde umgeleitet und der Schiffsverkehr auf der nahen Spree für mehrere Stunden gestoppt.

Auch im Forst Jungfernheide zwischen Flughafen Tegel und Bernauer Straße in Reinickendorf wurde nach Kriegsmunition gesucht. Drei Bergungsfirmen fanden bei der Untersuchung von 280 000 Quadratmetern mehr als 4000 Kilo Kampfmittel, darunter Hand- und Flakgranaten, die besonders gefährlich sind, weil sie meist nah unter der Oberfläche liegen; außerdem 24 Phosphorbomben, die nicht nur für Menschen hätten tödlich werden können, sondern auch eine erhöhte Waldbrandgefahr bedeuteten.

Die in den achtziger Jahren nach spektakulären Bombenfunden und Unfällen im Westteil der Stadt begonnene Luftbildauswertung ergab im vergangenen Jahr nach Sichtung von über 512 Fotos 14 weitere "Verdachtsstellen auf Bombenblindgänger", die sofort untersucht wurden. Drei Blindgänger konnten dem aktuellen Bericht zufolge "punktgenau geortet und gefunden" werden, bei den elf weiteren Überprüfungen ließ sich keine Munition entdecken. Das Gefahrenpotenzial habe durch die von Senatsverwaltung, Polizei und Landesamt für Arbeitsschutz sowie Fachfirmen organisierte Munitionsbergung "um einen wesentlichen Teil" gemindert werden können.

Fast 8000 Bomben und rund zwei Millionen Sprengkörper wie Granaten und Panzerfäuste wurden seit Kriegsende geborgen. Mehrfach kam es zu schweren Explosionen, etwa 1983 am Hasenhegerweg in Buckow, als eine Bombe einen großen Krater in die Straße riss. In einer Baugrube an der Pettenkoferstraße in Friedrichshain explodierte 1994 eine Fünf-Zentner-Bombe, drei Bauarbeiter starben.

C. v. L.

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