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Berlin: Blöd genug

VON TAG ZU TAG Bernd Matthies über seltsame Erben des Hauptmanns von Köpenick Fanatisch und gefährlich – das sind zwei Vokabeln, die wir allenfalls mit Terroristen oder durchgedrehten Fußballfans in Verbindung bringen. Als Beiworte für jemanden, der sich unsterblich in öffentliche Verkehrsmittel verliebt hat, sind sie neu.

VON TAG ZU TAG

Bernd Matthies über seltsame Erben

des Hauptmanns von Köpenick

Fanatisch und gefährlich – das sind zwei Vokabeln, die wir allenfalls mit Terroristen oder durchgedrehten Fußballfans in Verbindung bringen. Als Beiworte für jemanden, der sich unsterblich in öffentliche Verkehrsmittel verliebt hat, sind sie neu. Wenigstens ist der seltsame S-Bahn-Fahrversuch des uniformierten 19-Jährigen für alle Beteiligten außer ihm selbst glimpflich abgegangen.

Es handelte sich um eine Aktion, die in ihrem seltsamen Wahn den Vergleich mit dem Hauptmann von Köpenick heraufbeschworen hat. Doch der selbst ernannte Triebwagenführer gönnte sich ja nicht nur ein Späßchen, sondern war auch noch blöd genug, auf die Polizeibeamten mit einer Gaspistole loszuballern. Ob sie beim Zurückschießen eventuell erkennen konnten, dass es keine gefährliche Waffe war, werden die Ermittlungen klären. Bis dahin gilt, dass sie offenbar das Richtige getan haben, zumal in einem Klima der Gewalt gegen Polizisten, die zunehmend mit Angriffen selbst bei banalen Amtshandlungen rechnen müssen.

Das ist der Unterschied zum Hauptmann von Köpenick. Schuster Voigt in seiner modernen Fassung würde sich nicht ruhig festnehmen lassen, sondern den Bürgermeister als Geisel nehmen und ein paar Handgranaten zünden. Sind halt unangenehme Zeiten.

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