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Berlin: "Blue Night"-Moderator Christian Rahbari tritt wieder auf und ist ganz der Alte

Eine Frau in Schwarz stakst über die Bühne, um sie kreist ein Dalmatinerhund. "Ich lebe lieber mit meinem Hund als mit einem Mann", ruft die Frau und reicht ihrem Hund ein Bier.

Eine Frau in Schwarz stakst über die Bühne, um sie kreist ein Dalmatinerhund. "Ich lebe lieber mit meinem Hund als mit einem Mann", ruft die Frau und reicht ihrem Hund ein Bier. Mehrere hundert Zuschauer klatschen. Montagabend, Premiere im Hansa-Theater in Alt-Moabit. Junge Talente, angehende Profis und Hobby-Künstler zeigen Nummern aus den Niederungen der Kleinkunst. Das Ganze nennt sich "Blue Night", funktioniert wie ein Varieté und ist eigentlich nur wegen des Moderators erwähnenswert: Christian Rahbari, der ehemalige "Hass-Talker" der "Mitternachts-Show" von TV Berlin. Dort war Rahbari im November 1999 wegen einer antisemitischen Entgleisung rausgeflogen.

Jetzt ist der kleine Mann mit der großen Klappe wieder da. Steht im neuen Smoking auf der Bühne und pöbelt das Publikum an. "Schauen Sie mir nicht in den Schritt, nehmen Sie die Beine zusammen. Gehen Sie nur, es hält Sie niemand", meckert er. Dabei wäre die neue Talente-Show am Montagabend eine Chance, sich neu zu erfinden. Doch Rahbari will auf Zoten nicht verzichten. Ob er es überhaupt könnte, bleibt offen.

Das Programm ist so kunterbunt wie das Publikum. Eine Break-Dance-Gruppe zeigt Nummern auf Schulaula-Niveau, zwei ziemlich gute Sängerinnen singen Songs aus der Prärie, ein Musikstudent mimt den Schlagersänger und ein gertenschlanker Türke demonstriert beim Bauchtanz seine gummiartige Beweglichkeit. Zwei flotte Clowns übertreiben beim Blödeln, ein Popsänger aus Pankow überspielt gekonnt den vorübergehenden Ausfall der Musikanlage. Eine Comedy-Nummer geht aus unerfindlichen Gründen in einen Schlager über. Nach der Pause gegen zehn Uhr tritt ein völlig hilfloser Zauberkünstler auf, eine Frau kräht Chansons ins Mikrofon. Im Publikum sitzen Rentner aus Tiergarten neben Talente-Scouts vom Hackeschen Markt und genießen bei Sekt, Bier und Salzstangen die Party. Es wird applaudiert heftig, Feuerzeuge werden geschwenkt, Häme und Gekicher halten sich in Grenzen. "Hier darf jeder rauf, auch Anfänger. Wer nichts kann, hier darf er es zeigen", ruft Rahbari und setzt sich auf ein rotes Plüschsofa am Bühnenrand. Soeben hat eine Tanzgruppe aus einem Jugendklub in Prenzlauer Berg eine ganz passable Nummer gezeigt. "Mitternacht läuft das Visum für den Osten ab", plappert Rahbari und erntet Buhrufe aus dem Saal. In Reihe 17 bereitet sich ein Ehepaar zum Gehen vor. "Ja, ihr müsst los, die billigen Heime schließen zeitig", höhnt der Ansager. Die Show könnte Kult werden, doch dazu müsste ein neuer Conferencier her.

brun

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