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BMW Guggenheim Lab: Lichtenberg umwirbt New York

Bezirksbürgermeister Andreas Geisel (SPD) fordert, nicht nur etablierte Standorte für das geplante Guggenheim Lab anzubieten. Nächste Woche wollen sich die Kuratoren aus New York in Berlin umsehen. Die Liste möglicher Standorte ist lang.

Das alte Wasserwerk an der Landsberger Allee – warum ist darauf noch niemand gekommen? Lichtenbergs Bürgermeister Andreas Geisel (SPD) hält das Industriedenkmal an der Landsberger Allee für überaus geeignet, das BMW Guggenheim Lab aus New York zu beherbergen. Während in der Guggenheim-Stiftung in New York und bei BMW in München „mit Hochdruck“ an der Lösung der Standortfrage geknobelt wird, ist Geisel schon einen Schritt weiter. Eine Ideenschmiede zum künftigen Leben in der Großstadt – so beschreibt sich das Lab selbst – brauche keine etablierten Standorte im Zentrum, sondern Herausforderungen in der zentrumsnahen Peripherie.

Nach der Absage für das bisher favorisierte Cuvrystraßen-Grundstück in Kreuzberg fürchtet der Senat um die internationale Reputation der Stadt. Senatssprecher Richard Meng kündigt für nächste Woche Gespräche mit den Lab-Kuratoren an. Ob der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) daran teilnehmen wird, ließ Meng offen. „Unsere Aufgabe ist, Türen zu öffnen. Wir werden ein Auge darauf haben, wie es weitergeht.“ Wowereit hatte eine Entscheidung bis Ende nächster Woche in Aussicht gestellt. Laut Bezirksbürgermeister Geisel soll es in der nächsten Woche eine Rundfahrt der Lab-Kuratoren zu möglichen Standorten geben. Wahrscheinlich werde das ohne viel Aufsehen über die Bühne gehen. Der Leiter der BMW-Kulturabteilung, Thomas Girst, erklärte, er wisse nichts von einer Rundfahrt. Wichtig für einen neuen Standort sei, dass er sich grob in das geplante Zeitfenster Mai bis Juli 2012 einfügen lasse, erklärte Girst. Das Lab-Projekt habe eine „nachhaltige Ausrichtung“ und müsse sich deshalb mit einem minimalen Energieaufwand realisieren lassen. Ein Wintertermin in Berlin sei nicht denkbar.

Bisher ist geplant, am 24. Mai zu eröffnen. Am 29. Juli würde das mobile Forschungslabor geschlossen und per Schiffsfracht nach Mumbai, Indien, transportiert. Das Lab soll innerhalb von sechs Jahren neun Städte ansteuern und Themen bearbeiten, die auf die jeweilige Umgebung reagieren. Teams aus Künstlern, Wissenschaftlern, Technikern und Architekten befassen sich mit Problemlösungen für das großstädtische Leben der Zukunft. Kritiker aus dem Kreuzberger Wrangelkiez verbinden das Laboratorium vor allem mit einer weiteren Aufwertung ihres Kiezes und damit einhergehenden Mietsteigerungen. Genau das sei am ersten Standort des BMW Guggenheim Labs in New York bereits geschehen. Nach dem Rückzug der Organisatoren aus Kreuzberg hoffen die Aktivisten, dass sich nun auch andere Investoren aus den umstrittenen Projekten am Spreeufer zurückziehen. Anfragen des Tagesspiegels, wer sich eigentlich am Widerstand gegen das BMW Guggenheim Lab beteiligt, blieben am Freitag unbeantwortet.

Unklar ist auch, wie lang die Liste mit Alternativstandorten ist. Mittes Baustadtrat Carsten Spallek (CDU) erklärte, keine offizielle Anfrage des Senats erhalten zu haben. Auch sein Kollege aus Pankow, Jens-Holger Kirchner (Grüne) sieht sich nicht unter Handlungsdruck. Die ursprünglichen Standorte Kastanienallee (Freifläche gegenüber dem Prater) und Pfefferberg stünden weiterhin zur Verfügung. Auch der ehemalige Güterbahnhof in Pankow, auf dem Möbelunternehmer Kurt Krieger ein Einkaufszentrum plant, käme infrage. Nicht zuletzt der Mauerpark wäre eine gute Option, auch wenn dort wie in Kreuzberg mit einer widerständischen Nachbarschaft zu rechnen sei.

Das 115 Jahre alte Wasserwerk an der Landsberger Allee besteht aus denkmalgeschützten Backsteinhallen auf einem fünf Hektar großen Areal. „Es sieht aus wie die Kulturbrauerei, steht aber nicht im Blick der Investoren“, sagt Bezirksbürgermeister Geisel. Obwohl verschiedene Nutzungskonzepte vorliegen. Das Guggenheim Lab könnte hier neue Denkansätze und Technologien gleich in die Praxis umsetzen, unbehelligt von Demonstranten. „Die eigentlichen Probleme Berlins sind die riesigen Brachen“, sagt Geisel. Lichtenberg erlebe gerade einen enormen Zuzug aus den zentralen Bezirken - in diesem Jahr würden rund 1000 neue Wohnungen entstehen.

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