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Berlin: Bob Rutman: Der alte Mann mit dem Stahlcello

Stadtbekannt ist Bob Rutman nicht erst, seit er auf tausend Litfaßsäulen mit seinem Konterfei für das Stadtmagazin Zitty wirbt: "Die Stadt bin ich". Wohl wahr, denn was wäre Berlin ohne Originale wie Rutman.

Stadtbekannt ist Bob Rutman nicht erst, seit er auf tausend Litfaßsäulen mit seinem Konterfei für das Stadtmagazin Zitty wirbt: "Die Stadt bin ich". Wohl wahr, denn was wäre Berlin ohne Originale wie Rutman. Der gebürtige Berliner, der, 1938 emigriert, im Windschatten oder viel mehr als Gegenpol zur hippen Popart von Warhols Factory seine erste Galerie bereits Mitte der Sechziger in New York betrieben hatte, kam nach der Wende in seine Geburtsstadt zurück, weil Kunstsammler Dr. Marx für 54 000 Mark sein Steel-Cello gekauft hatte, das Rutman seinerzeit in Soho kreiert hatte. Dieses metallene Instrument mit den dicken Stahlsaiten ist Rutmans Lebenswerk. Keine Woche vergeht ohne einen Auftritt mit Bob Rutmans Steel Cello Ensemble, das mit dem holländischen Pyromanen Bastian und dessen feuerspeienden Kanonenrohren inzwischen zur Underground-Combo "Mastodon" gewachsen ist.

Vor zwei Jahren begleitete Rutman die Einstürzenden Neubauten auf ihrer US-Tournee. Eigentlich ist der in N.Y.C. und Mexiko City ausgebildete Rutman Bildender Künstler. Seine filigranen Skulpturen aus Draht, seine Acrylbilder von Stühlen oder seine Frauenakte erzielen Preise von 8000 Mark. Bescheidenheit und Schlichtheit, Weisheit und Erfahrung strahlt Bob Rutmans Werk aus. Der alte Mann und sein Stahlcello - ein Lieblings-Held der Berliner Szene, die sich fragt: Wie schafft es der betagte Beatnik, nach harten Bühnen-Nachtschichten und zwei Schlaganfällen auch noch eine Galerie zu eröffnen!

Im Hochparterre der Mulackstraße 26 öffnet neuerdings die "Galerie Rutman" ihre Tür zur Kunstbetrachtung. "Weil ich nicht warten will, bis jemand mich ausstellt. Was nützt mir mein Werk, wenn ich tot bin". Jeden Sonntag ab 16 Uhr läßt Bob bei Stehkonzerten seine Stahlsaiten rumoren und beschwört dazu mit Obertongesang die Geister, die unter den Dielen des Scheunenviertels schwirren. Der alte Mulack... Dann schneien junge Touristinnen, Kunststudentinnen aus aller Welt, herein und lassen sich betören von dem Berliner Underground-Kunstbotschafter. Meist kaufen sie eine frische CD des Meisters, der im Mai zwei Nächte lang seinen 70. Geburtstag feiern wird. Zurzeit stellt Rutman "Köpfe" der Malerin Kathrin Lilie aus. In Zukunft will er Arbeiten zeigen, "die mich beeindrucken". Also zeigt er ab Ende Mai eigene Werke unter dem Titel "Papier & Draht". schirm

Galerie Rutman[täglic], Mulackstraße 26[täglic]

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