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Berlin: Bombe im Plänterwald: Letzter Ausweg: Sprengung

Es gab nur einen gedämpften Knall, als gestern um 13.40 Uhr im Plänterwald die Reste einer russischen Bombe gesprengt wurden.

Es gab nur einen gedämpften Knall, als gestern um 13.40 Uhr im Plänterwald die Reste einer russischen Bombe gesprengt wurden. Etwa 15 Kilo TNT befanden sich noch in dem Rest. Die ursprünglich 100 Kilogramm schwere Bombe russischer Herkunft war offenbar beim Aufprall in zwei Teile zerschellt. Ihr Vorderteil fehlte, möglicherweise war er ja tatsächlich explodiert, wie Polizeifeuerwerker Bernd Nieter vermutete. Da die Hülle brüchig war und zudem über einen nicht zu entfernenden Aufschlagzünder verfügte, der die Bombe zur Explosion bringen sollte, gleichgültig wie sie auf den Boden traf, beschloss Nieter, den Rest am Fundort zu zerstören.

19 Anwohner in den Häusern Neue Krugallee 134, 136 und 138 mussten kurzfristig ihre Wohnungen verlassen. Obwohl es zwischendurch nieselte, lehnten sie das Angebot ab, für die Zeit in einem Altenwohnheim unterzukommen, sagte ein Polizeibeamter. Die Anwohner warteten in ihrem Innenhof, bis die Polizei Entwarnung gab und sie in die Wohnungen zurück konnten.

Seit einigen Jahren wird der Plänterwald von verschiedenen Bergungsfirmen systematisch nach Munitionsresten und Blindgängern abgesucht. Dabei wurde auch die Bombe gestern gefunden. Der 32-jährige Thomas Borchert von der Firma Schollenberger fand den Sprengkörper nur 30 Meter von der Neuen Krugallee entfernt im Wald; gleich nachdem feststand, dass es sich tatsächlich um eine Bombe handelte, wurden die Polizeifeuerwerker benachrichtigt. Sie allein dürfen im Land Berlin derartige Entschärfungen vornehmen.

Bei der Suche stützen sich die Bergungsfirmen auf Luftbilder der Alliierten, die während der Angriffe aufgenommen wurden. Allerdings sei die gestrige Bombe darauf nicht zu erkennen gewesen. Sie wurde in über einem Meter Tiefe durch die Metalldetektoren ausgemacht, mit denen Borchert und seine Kollegen den Erdboden absuchen. Über drei Tonnen Munition, Waffen und Bomben haben sie in eineinhalb Jahren bereits geborgen. Vergangene Woche wurde, nur ein paar Meter vom gestrigen Fundort entfernt, eine 100-Kilogramm-Bombe entdeckt. In unmittelbarer Nähe wurde auch bereits eine 250-Kilogramm-Fliegerbombe entschärft.

Es ist ungewöhnlich, dass eine Bombe direkt am Fundort gesprengt wird. Nieter erinnert sich an fünf Fälle in den vergangenen acht Jahren, bei denen so verfahren werden musste. Normalerweise werden Blindgänger entweder manuell entschärft, in dem der Zünder demontiert wird - was für den Feuerwerker natürlich ein erhöhtes Risiko birgt. Oder die Hülle wird mittels einer kleineren Ladung aufgesprengt, ohne dass dabei der Sprengstoff im Mantel gezündet wird. Diese sogenannte "Low-Order-Sprengung" wurde von der Berliner Polizei in den vergangenen Jahren zu einer gewissen Perfektion entwickelt.

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