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Berlin: Bomben-Alarm, Drohbriefe: Nachahmer narrten Polizei

Am Jahrestag der Terroranschläge hatten Berlins Sicherheitsbehörden viel zu tun – mit Trittbrettfahrern / Zwischenfall auf Berlin-Flug

Zum Jahrestag der Terroranschläge haben Trittbrettfahrer in Berlin reihenweise telefonisch Bombenexplosionen angekündigt. Die Drohungen, die überwiegend in englischer Sprache waren, gingen unter anderem an Gerichte, Gefängnisse, Banken und Schulen. Nach Informationen des Tagesspiegel waren es mehr als 20. In allen Anrufen sah die Polizei „keine Ernsthaftigkeit“, Gebäude wurden nicht durchsucht. Die Commerzbank jedoch schickte ihre 1400 Angestellten der Zentrale ins Freie, bis die vom Anrufer genannte Frist abgelaufen war. In einem halben Dutzend Botschaften seien gestern milzbrandverdächtige Briefe eingegangen, hieß es beim Staatsschutz – wie vor einem Jahr nach den Attentaten in den USA.

An mehreren Stellen wurden zudem verdächtige Gegenstände entdeckt, darunter vor der Britischen Botschaft. Sie waren alle harmlos – wie eigentlich immer. Doch die Anspannung war groß bei der Polizei.

Auffällig war, dass in vielen Telefonaten Englisch gesprochen wurde; immer wieder fielen die Worte „11. September“ und „Al Qaida“. „Die haben die Telefonliste rauf und runter telefoniert“, hieß es bei der Justiz, die besonders betroffen war. So klingelte um 10 Uhr im Kriminalgericht Moabit das Telefon, kurz danach, um 10.21 Uhr, beim stellvertretenden Leiter der JVA Moabit, am Vormittag dann in diversen weiteren Gefängnissen. „Die Angerufenen verstanden die Anrufer nur bruchstückhaft“, sagte ein Polizist dem Tagesspiegel, möglicherweise war es arabischer Akzent. Um 12.30 Uhr wurde die Commerzbank–Zentrale angerufen, dass „in einer halben Stunde eine Bombe hochgeht“. Obwohl die Spezialisten der Polizei die Ernsthaftigkeit verneinten – zu dieser Stunde hatte es schon etwa 20 Bombendrohungen gegeben – ließ Commerzbank-Chef Folker Streib die Zentrale an der Potsdamer Straße räumen. Den Rektor der benachbarten Berufsschule machte wiederum nervös, dass plötzlich 1400 Menschen auf der Straße standen: „Am 11. September gibt es nebenan eine Bombendrohung und wir werden nicht informiert“, klagte Schulleiter Wolfgang Asmus. Die Stimmung unter den 500 Schülerinnen sei ohnehin an diesem Tag angespannt gewesen. Danach habe teilweise „Panik“ in den Klassen geherrscht, vor allem bei den arabisch- oder türkisch-stämmigen Mädchen. Nachdem das Sicherheitspersonal der Commerzbank nach 13 Uhr den Komplex durchsucht hatte, konnten die Angestellten wieder an ihre Arbeitsplätze. Die Bank hatte im Vorjahr einen Sicherheitsplan erarbeitet – denn am 13. September 2001 war dort eine Bombendrohung eingegangen. Die Polizei verzichtete gestern auf eine Kontrolle des Hauses.

Einen Alarm gab es gestern Vormittag auch in Tegel. Nach Angaben des Bundesgrenzschutzes war einer Stewardess des Lufthansa-Fluges 1726 aus Frankfurt das Verhalten eines südländisch wirkenden Passagiers „merkwürdig“ vorgekommen. Sie hatte daraufhin die Sicherheitsbehörden informiert, von denen der Mann überprüft wurde. Er hatte zu diesem Zeitpunkt wie die übrigen 248 Reisenden den gegen 9.30 Uhr gelandeten Airbus A300-600 bereits verlassen. Vorsorglich wurde das Flugzeug auf eine abseits gelegene Sicherheitsposition geschleppt und gründlich durchsucht. Verdächtige Gegenstände wurden nicht an Bord gefunden. Auch der Passagier erwies sich als harmlos.

Schon am Wochenende hatten zwei Passagiere aus einem Flugzeug beim Anflug auf Tegel das auf ein Hausdach gepinselte Wort „OSAMA“ entdeckt. Der Staatsschutz stieg daraufhin in einen Polizeihubschrauber, das Wort wurde auf einem leer stehenden Haus an der Mühlenstraße in Pankow entdeckt – und übermalt. In keinem der Fälle gibt es einen Verdacht. Ha/weso/du-

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