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© Mike Wolff

Botanischer Garten: Neu-Berliner Pflanze

Von Oldenburg nach Dahlem: Thomas Borsch ist neuer Direktor des Botanischen Gartens und Botanischen Museums

Eigentlich hat Thomas Borsch nur in der Mittagspause Zeit, durch sein neues Refugium zu spazieren. Im Botanischen Garten ist fast schon Sommer: Bäume blühen, die Sonne spiegelt sich in den Gewächshäusern, Frösche quaken. Über das ganze Gelände zu spazieren, hat Borsch bislang noch gar nicht geschafft.

Im März hat der Biologe die Leitung des Botanischen Gartens und Botanischen Museums Berlin-Dahlem übernommen, im Museum hielt er gestern seine Antrittsrede. Sein Vorgänger Werner Greuter war 30 Jahre lang Herr über die Bäume und Pflanzen. „In finanzieller Hinsicht hatte es mein Vorgänger sicher leichter“, sagt Borsch. Sein Vorteil sei hingegen der heutige Zeitgeist, denn mittlerweile sei das Bewusstsein für die Folgen des Klimawandels in der Bevölkerung angekommen. „Es gibt heute ein gesellschaftliches Interesse an der Erforschung der biologischen Vielfalt“, sagt Borsch. Und daran, Werkzeuge zur nachhaltigen Nutzung und zum Schutz der Biodiversität zu finden.

Privat hat er nur wenig Pflanzen

Für die Gefährdung von Lebensräumen hat sich Borsch schon als Schüler interessiert. „Das war eigentlich eher eine rationale Sache“, sagt der 39-Jährige, der im Taunus aufgewachsen ist. Die dort weit verbreiteten Feuchtwiesen hätten ihn gereizt zu erkunden, was in diesen Gebieten alles so gedeihe.

Als 18-Jähriger gewann Borsch bei „Jugend forscht“ den zweiten Bundespreis in Biologie, dem Fach, das er danach auch studierte. Zu seinen Forschungsgebieten gehören der Schutz und die nachhaltige Nutzung biologischer Vielfalt und genetischer Ressourcen.

„Ich bin ein Sammlertyp“, sagt Borsch von sich selbst. Mit seiner Frau und seiner Tochter hat er lange in Bonn gelebt. Seine neue Heimatstadt Berlin findet er sehr grün – obwohl er selbst hier leider gar keinen Garten habe, sagt der Wissenschaftler, der bis vor kurzem Professor an der Uni Oldenburg war. Dort hat er ebenfalls den Botanischen Garten geleitet. Und auch in seiner Wohnung ständen nur einige Pflanzen. Auch in Borschs Büro geht es, was die Pflanzenvielfalt angeht, eher bescheiden zu. „Ich habe nur einige sukkulente, saftreiche Pflanzen mitgebracht, die man nicht so oft gießen muss“, sagt er. Aus Zeitgründen.

Erholung und Information

Als Direktor des lebendigen Museums Botanischer Garten will der „Neue“ den Besuchern vor allem zwei Dinge bieten: Erholung und Information. „Der Botanische Garten soll kein Erlebnispark werden“, sagt Borsch, „aber wir wollen ihn für Familien mit Kindern attraktiver machen.“

Im Moment werde im Botanischen Garten das große Tropenhaus restauriert, geplant sei außerdem die Erneuerung der angrenzenden Gewächshäuser. Seine Kenntnisse gibt Borsch seit März nicht nur als Museumsdirektor weiter, sondern er hat auch einen Lehrstuhl für systematische Botanik und Pflanzengeografie an der Freien Universität inne. Neben der Einarbeitung in sein neues Aufgabenfeld hat der Biologe im Moment vor allem eines im Blick: den 25. Mai. An diesem Tag richtet der Botanische Garten einen Aktionstag zur biologischen Vielfalt aus. Anlass ist die 9. UN-Naturschutzkonferenz, die zwischen dem 19. und 30. Mai in Deutschland ausgerichtet wird. Auf den 43 Hektar des Geländes an der Königin-Luise-Straße und in Sonderaktionen können die Besucher dann Vielfalt erleben – dazu stehen 22 000 verschiedene Pflanzenarten bereit.

Bis zum Aktionstag hat Thomas Borsch noch einige Mittagspausen lang Zeit, „seinen“ Botanischen Garten ein bisschen besser kennenzulernen.

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