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Berlin: Botschafts-Eröffnung: Party-Melange

Gibt es noch Neues zu dem bekannten kulturhistorische Thema des Duzens in allen Lebenslagen? Es gibt.

Gibt es noch Neues zu dem bekannten kulturhistorische Thema des Duzens in allen Lebenslagen? Es gibt. Nein, nicht das "lieber Joschka, liebe Benita", mit dem unser Außenminister und seine österreichische Kollegin mit dem süßen Namen sich seit Donnerstag titulieren; das ist das seit geraumer Zeit eingerissene Routine-Zeremoniell politischer Vertraulichkeit. Stattdessen blieb ein merkwürdiger Doppel-Ton im Ohr: Du, Herr Staatspräsident, Du, Frau Außenminister, Du, Herr Kammerpräsident. Das ist allerdings etwas Altes, kommt irgendwo aus den Tiefen der k.u.k. Monarchie. Ja, die Österreicher waren in Berlin. Zur Eröffnung ihrer Botschaft am Tiergarten eröffneten sie den Berlinern, was es heißt, als Österreicher zu leben: nämlich Weltbürger und Patriot zu sein - Außenministerin Benita Ferrero-Waldner und Botschafter Markus Lutterotti steckten beide ihren Reden das Zitat des österreichischen Schriftstellers Joseph Roth auf. Doppel-Töne auch beim Österreich-Abend in der Mercedeshalle am Salzufer. Denn was ist ein Österreich-Abend? Eine Melange. Also die Präsentation der Unterschiede von österreichischen und deutschen Manager-Reden, dargestellt von Mercedes-Direktor Matthias Kleinert und dem Wiener Wirtschaftskammer-Präsidenten Christoph Leitl - geradeaus und am Manuskript entlang der eine, frei und umwegig der andere. Wiener-Staatsoper-Tänzer in Ideal-Konkurrenz mit Auto-Modellen. Die Sängerin Ildiko Raimondi gleich doppelt, einmal auf der Bühne, zum anderen auf der Großbild-Leinwand. Bei den Buffets muss man die Desserts der Konditorei Landmann hervorheben - im klaren Bewusstsein, den anderen Unrecht zu tun. Übrigens fiel dieser Österreich-Tag (fast) auf einen Tag danach. Der 3. Juli ist der Tag der Schlacht von Königgrätz. Königgrätz? 1866, Zündnadelgewehr, der preußische Schulmeister gewinnt eine Schlacht, endgültige Trennung von Deutschland und Österreich-Ungarn. Da fing es also an. Nach diesem Tag mit Kaiserwetter fällt das Urteil leicht, dass wir es seither doch ganz schön weit gebracht haben.

Rdh

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