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Berlin: BPR vor der Wahl: Wahlkampf auf dem Wochenmarkt

Wer zu seinem Blumenstand vor dem Rathaus in Fronau kommt, hat meist viel zu erzählen. Und Detlef Mahn hört geduldig zu.

Wer zu seinem Blumenstand vor dem Rathaus in Fronau kommt, hat meist viel zu erzählen. Und Detlef Mahn hört geduldig zu. Hat den einen oder anderen guten Rat parat, regt sich mit ihm über die alltäglichen Ungerechtigkeiten auf und drückt seinem Gesprächspartner zum Schluss ein orangenes Flugblatt in die Hand. Denn Detlef Mahn möchte gewählt werden. Und zwar in die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) Tempelhof-Schöneberg. Gemeinsam mit sechs Mitstreitern firmiert er unter dem Siegel "Berliner Partei für deutsche Rechtschreibung und Sprachpflege" (BPR) und rechnet sich gute Chancen aus, in Fraktionsstärke die BVV zu erobern.

Zum Thema Online Spezial: Berlin-Wahl 2001 WahlStreet.de: Die Wahlbörse bei Tagesspiegel Online Umfragen/Prognosen: Wenn in Berlin am Sonntag gewählt würde... Frage des Tages: Die fünf Spitzenkandidaten zu ihren politischen Absichten Foto-Tour: Die Berliner Spitzenkandidaten Video-Streams: Diskussion mit den Spitzenkandidaten Trotz der Namensgebung, die eine Ein-Punkt-Programmatik nahe legen könnte, hat sich die kleine Partei eine umfangreiche Themenliste erarbeitet. "Wir sind eine Partei, die von Leben erfüllt ist", sagt er mit Blick auf die CDU, deren Programm er für einfallslos hält. "Sozusagen das Grundgesetz abgeschrieben", so sein Urteil über den großen Konkurrenten. Stimmen möchte die Partei mit ihren Themen vor allem der CDU und den Grünen abjagen. Die Grünen-Wähler lockt die BPR mit der Forderung nach einem "Solarstromprogramm", der CDU könnte sie mit dem Verlangen nach Abschaffung der Ökosteuer gefährlich werden, so das Kalkül. Darüber hinaus zeigt sich die Gruppierung um Detlef Mahn als Anti-Kriegs-Partei und fordert "Politiker an die Front".

"Sie müssen in der Politik provozieren", sagt der Politiker mit dem grünen Daumen - und spricht aus Erfahrung. Schon einmal saß er in einer BVV, der in Friedrichshain nämlich und damals für die "Republikaner".

Eines seiner Steckenpferde ist der Wochenmarkt. Hier ist er bekannt wie ein bunter Hund, spätestens seit er dafür kämpft, dass die Parkraumbewirtschaftung im Umfeld "seines" Marktes wieder abgeschafft wird. "Früher wurde der Markt von den Tageshändlern belebt, heute haben wir nur noch das übliche Angebot", klagt er. Denn seit für die umliegenden Parkplätze Gebühren erhoben werden, würden viele ehemalige Kunden lieber zum Supermarkt fahren, was den Markt für Tageshändler uninteressant werden lasse. Ein Drittel der Händler sei im letzten Jahres schon abgewandert. Die "Solidargemeinschaft Wochenmarkt" habe er damit schon einmal auf seiner Seite.

Im Wahlkampf zeigt sich die Berliner Partei für deutsche Rechtschreibung und Sprachpflege, die mittlerweile auf 90 Mitglieder blicken kann, vor allem mit 3000 Plakaten in Tempelhof-Schöneberg. Infomaterial wird flächendeckend ausgelegt, in letzter Zeit meldeten sich auch vermehrt Schüler und bekundeten Interesse an seiner Partei, freut sich Mahn. Was ihn ärgert, ist dagegen, dass er noch nie zu einer Podiumsdiskussion eingeladen wurde. Lediglich an einer Talkshow habe er einmal teilnehmen dürfen - allerdings nur als "interessierter Bürger".

hon

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