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Brand in Moabit: Tödliche Verständigungsprobleme

Beim zweitschwersten Brand seit 1945 sind in einem Wohnhaus in Berlin-Moabit acht Menschen ums Leben gekommen - auch weil sie die Anweisungen der Retter nicht verstanden.

Berlin (09.08.2005, 17:35 Uhr) - Bei einem der verheerendsten Wohnhausbrände in Deutschland sind in Berlin acht aus Polen und dem Kosovo stammende Menschen ums Leben gekommen. Unter den Todesopfern sind vier Kinder und eine Jugendliche, teilte die Polizei auf einer Pressekonferenz am Dienstag mit. 15 Menschen wurden bei dem vermutlich durch Brandstiftung ausgelösten Feuer in einem überwiegend von Ausländern bewohnten Mietshaus im Stadtteil Moabit schwer verletzt. Nach Bergung der Opfer brach Streit darüber aus, ob mangelnde deutsche Sprachkenntnisse der ausländischen Bewohner zu der hohen Zahl der Opfer beitrugen.

Dennoch hätten zwei Familien versucht, über das brennende Treppenhaus ins Freie zu gelangen. Die Flucht in das Treppenhaus, wo sich Temperaturen bis zu 800 Grad entwickelten und giftige Gase und Dämpfe waberten, habe geradewegs ins Verderben und den Tod geführt. Künftig sollten ausländische Gemeinden in der Hauptstadt noch besser verstärkt über den Brandschutz informiert werden.

Der Berliner Psychologe Wilfried Vogelbusch wies darauf hin, grundsätzlich seien Menschen auch in Panikzuständen durch Ansprache erreichbar. Helfer müssten aber damit rechnen, dass auch Erwachsene wie Kinder reagieren und das Gehirn praktisch ausgeschaltet ist.

Nach Angaben der Polizei wurden 15 Menschen schwer verletzt. Zwei von ihnen schwebten noch in Lebensgefahr. Zehn weitere Bewohner erlitten leichtere Verletzungen.

Eine Zündelei im Treppenhaus des sanierten Mietshauses könnte die mögliche Ursache des Unglücks sein. Ermittler entdeckten im Hausflur im Erdgeschoss mehrere verkohlte Kinderwagen. Vermutlich seien diese in Brand gesetzt worden, hieß es. (tso)

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