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Berlin: Brandenburger Tor illegal illuminiert Uhrenfirma „Swatch“ droht Anzeige wegen nächtlicher Aktion

Die schweizerische Uhrenfirma „Swatch“ ärgert Stadtentwicklungssenator Peter Strieder (SPD) und das Bezirksamt Mitte. Der Grund ist eine aktuelle „Guerilla-Marketingaktion“ des Unternehmens, bei der „Swatch“ nachts mehrere Berliner Wahrzeichen unangemeldet mit Werbemotiven illuminiert.

Die schweizerische Uhrenfirma „Swatch“ ärgert Stadtentwicklungssenator Peter Strieder (SPD) und das Bezirksamt Mitte. Der Grund ist eine aktuelle „Guerilla-Marketingaktion“ des Unternehmens, bei der „Swatch“ nachts mehrere Berliner Wahrzeichen unangemeldet mit Werbemotiven illuminiert. So strahlten Spezialscheinwerfer in der Nacht zu Freitag die Bilder riesiger Uhren und den Markennamen auf das Brandenburger Tor und den Fernsehturm, auf die Siegessäule und das Haus gegenüber dem Bahnhof Zoo. „Wir leiten unverzüglich ordnungsrechtliche Schritte ein“, sagte Dirk Lamprecht (CDU), Mittes Stadtrat für Wirtschaft und Immobilien gestern auf Tagesspiegel-Anfrage. Zudem informierte der Bezirk umgehend die Polizei, um weitere für die Nacht zu heute und zu Sonntag angekündigte Lichtaktionen zu unterbinden.

„Swatch“ ist Hauptsponsor des am Wochenende auf dem Schlossplatz stattfindenden hochrangigen Beachvolleyball-Turniers. Für das PR-Spektakel kooperierte der Uhrenhersteller mit einer Berliner Agentur für Lichtprojektionen, sagte Alexander Sanner, Marketingmanager bei Swatch Deutschland. So fuhr der Laster mit der Scheinwerferanlage zunächst an der Siegessäule vor, sie wurde ab 23 Uhr angestrahlt. Gegen Mitternacht fiel das Licht aufs Brandenburger Tor. Um die Wirkung zu erhöhen, hatte „Swatch“ die Laternen dort extra mit speziellen Metallplatten abdunkeln lassen, hieß es bei der Marketing-Abteilung. Anschließend wurde das Haus am Zoo mit Riesen-Uhren und Logos bestrahlt, bevor um zwei Uhr früh der Fernsehturm dran war. Dass die Behörden nun gegen „Swatch“ vorgehen wollen, versteht Marketingchef Sanner nicht. Es handele sich um einen Spaß. Die Nacht-und-Nebelaktion solle sein wie die Trend-Uhren: „Provokativ, überraschend, spontan.“

Im Haus von Peter Strieder (SPD) fallen andere Adjektive. „Das ist nicht seriös“, sagte gestern Verwaltungssprecherin Petra Reetz, „das widerspricht den in Berlin geltenden Vorschriften.“ Die Aktion sei erst recht ärgerlich, wenn man sich vor Augen halte, dass die Deutsche Telekom unlängst für ihre Bauplanen-Werbung am Tor viel Geld bezahlen musste, sagte Reetz.

Helle Empörung herrschte auch beim Tiefbauamtsleiter von Mitte, nachdem er von dem auf drei Nächte angelegten Licht-Event erfuhr: „Wir werden uns sofort mit den zuständigen Polizeidirektionen in Verbindung setzen“, sagte Harald Büttner. Stadtrat Lamprecht zufolge verhängt der Bezirk zunächst ein Bußgeld – „Swatch“ hätte anlässlich der kommerziellen Nutzung öffentlichen Straßenraums eine Sondernutzung beantragen müssen. Ob es sich um eine Spaßaktion handele oder nicht: „Das spielt keine Rolle, unser Job ist ein anderer.“

Annette Kögel

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