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Berlin: Brandschutz für alle Berliner?

Nach dem Feuer im Altenwohnhaus, bei dem ein Mann starb, fordern die Grünen Rauchmelder auch in Wohnungen

Am Tag nach dem Brand in einem Seniorenwohnhaus an der Bachstraße in Tiergarten, bei dem ein Mann ums Leben kam, sind Forderungen nach einem strengeren Brandschutz in Berlin laut geworden. Die Fraktion der Bündnisgrünen will jetzt einen Antrag im Abgeordnetenhaus einbringen, nach dem die Installation von Rauchmeldern in allen Wohnungen künftig laut Bauordnung zwingend vorgeschrieben wird. Die Feuerwehr hatte fehlende Rauchmelder kritisiert – die sind aber bisher nicht vorgeschrieben. Dass in dem Altenwohnhaus mit 152 Wohnungen außerdem die Brandschutztüren offen standen, ist der Feuerwehr zufolge auch kein Einzelfall: „Das sehen wir bei unseren Kontrollgängen in Heimen, aber auch bei Behörden und Firmen immer wieder“, sagte Feuerwehr-Pressesprecher Jens-Peter Wilke. Das Bezirksamt Mitte will jetzt über mögliche Schlüsse aus dem Unglück diskutieren. Marina Peters, zuständig für die Heimaufsicht, weiß von weiteren Mängeln in den 540 Berliner Pflege- und Altenheimen mit 34 000 Plätzen: Mitunter seien die Fluchttüren abgeschlossen oder der zweite Fluchtweg fehle.

Das Feuer war, wie in einem Teil der gestrigen Auflage berichtet, am Sonntagnachmittag aus unbekannter Ursache ausgebrochen und hatte einen Feuerwehrgroßeinsatz nach sich gezogen. Ein Appartement brannte völlig aus, der Mieter kam ums Leben. Mindestens vier Menschen kamen wegen Verdachts auf Rauchvergiftung ins Krankenhaus. Auch in Potsdam brannte es Sonntagabend: Ein Seniorenheim stand in Flammen. Fünf Bewohner erlitten eine Rauchvergiftung.

Beim Eigentümer des Wohnhauses in Moabit, der Wohnungsbaugesellschaft „Wir“, war gestern niemand zu erreichen. Generalmieter ist das Bezirksamt Mitte, das die Wohnungen nach Auskunft von Sozialstadtrat Christian Hanke (SPD) mit Mietern belegt. Der Bezirk betreibe dort zudem eine Seniorenfreizeitstätte. Das Konzept des Hauses sei, älteren Menschen in einem Haus Wohnen und Freizeitgestaltung und bei Bedarf auch Pflege zu ermöglichen. Eventuelle Versäumnisse des Bezirks sieht Hanke nicht. „Es ist Sache der Mieter und des Hausmeisters, die Brandschutztüren geschlossen zu halten.“ Die bezirkliche Bauaufsicht hatte das Haus an der Bachstraße erst vergangenes Jahr inspiziert, sagte der Leiter der Bauaufsicht in Mitte, Karl-Friedrich Metz – alle vier Jahre ist ein Kontrollbesuch vorgeschrieben. Anlass sei aber nicht der Brandschutz gewesen, sondern Risse im Mauerwerk. Es wurden keine gravierenden Mängel bei Stahlbetonmassivdecken und Mauerwerk festgestellt. Die manuell zu bedienenden Brandschutztüren entsprechen den Bauvorschriften, sagte Metz.

Nach Auskunft von Feuerwehr-Pressesprecher Jens-Peter Wilke wären Automatiktüren – oder auch solche mit einem Magneten, die sich bei Rauchentwicklung automatisch schließen, für solch ein Wohnhaus Haus besser geeignet. Sie seien aber teurer als herkömmliche Schutztüren. Einfache Rauchmelder sind nach Auskunft der Feuerwehr im Handel schon ab fünf Euro erhältlich.

Annette Kögel

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