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Berlin: Brandstiftung in Iraks Ex-Botschaft

Feuer ließ nur Trümmer von dem Haus in Pankow, das seit 13 Jahren von Obdachlosen genutzt wurde

Von Tanja Buntrock

Es war der Hund der Nachbarn gegenüber der ehemaligen irakischen Botschaft in der Tschaikowskystraße 51 in Pankow, der am Donnerstagabend kurz vor 21 Uhr den Qualm bemerkte und bellte. „Wir haben dann gesehen, dass das Gebäude brannte und die Feuerwehr gerufen“, sagten die Nachbarn am Tag nach dem Brand.

34 Feuerwehrleute rückten an und löschten die Flammen in dem leer stehenden Gebäude. Das Gebäude der früheren Vertretung des Iraks in der DDR ist seit 13 Jahren ungenutzt und „ziemlich vermüllt“ gewesen, beschreiben die Nachbarn den Zustand des Gebäudes.

Das Feuer hatte sich schnell über alle Etagen des dreistöckigen Flachdachhauses ausgebreitet. Menschen seien nicht in Gefahr gewesen, sagt die Feuerwehr. Die Polizei geht von Brandstiftung aus und vermutet keinen politischen Hintergrund.

Nachts sollen Obdachlose das leer stehende als Unterschlupf genutzt haben. „Da sind auch ständig Jugendliche in dem Haus gewesen und haben die alten Möbel, die da noch drin standen, herausgetragen“, erzählt ein Nachbar. Er habe gesehen, wie erst kürzlich junge Leute eine Couch aus dem Gebäude getragen hätten. Ordner, Akten, Schreibmaschinen, Bücher und Bilder des irakischen Diktators Saddam Hussein lagen bis vor dem Brand in dem Gebäude herum. „Für einiges von dem Krempel haben sich die Jugendlichen interessiert und es einfach mitgenommen“, sagt der Anwohner und blickt auf die ausgebrannte Ruine. Doch schon vor dem Brand mutete das ehemalige Botschaftsgebäude für den Betrachter von außen verwahrlost an. Die Scheiben waren seit langem zerborsten, und Wände und Fensterrahmen bereits von früheren Bränden verkohlt. Bloß der ehemalige irakische Diktator Saddam Hussein lächelte unbeschädigt in unterschiedlichen Posen von den großformatigen Bildern in goldenen Rahmen.

Die DDR hatte dem Irak in den Siebziger Jahren das 5000 Quadratmeter große Grundstück samt Gebäude in der üppig begrünten und von Einfamilienhaus-Besitzern bewohnten Tschaikowskystraße überlassen: Gegen Zahlung einer geringen Summe. Die genaue Höhe ist nicht bekannt, es soll aber so günstig gewesen sein, dass so mancher Mieter blass würde vor Erstaunen.

Eigentümer des Grundstücks ist heute die Bundesrepublik Deutschland. Im Grundbuch aber steht ein unbeschränktes Nutzungsrecht des Irak. Daher kommt auch ein Verkauf des durchaus begehrten Grund und Bodens nicht in Frage. So gammelt das Gebäude weiter vor sich hin, brennt hin und wieder – und inzwischen ist auch die irakische Botschaft in Zehlendorf herrenlos.

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