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Berlin: Braunes Grün

Ob vor dem Reichstag oder am Potsdamer Platz: Dem Bezirk Mitte fehlt Geld für Rasenpflege.

Der Bezirk Mitte lässt Teile des Tilla-Durieux-Parks am Potsdamer Platz durch einen Bauzaun sperren, weil kein Geld für die Beseitigung von Gefahrenstellen vorhanden ist. Auch der Rasen vor dem Reichstag kann aufgrund der Haushaltssperre nicht mehr erneuert werden.

Die intensive Nutzung des Tilla-Durieux-Parks durch Berliner und Touristen würde eigentlich eine ständige Pflege erforderlich machen, so der Leiter des Tiefbau- und Landschaftsplanungsamtes, Harald Büttner. Doch angesichts der Haushaltssperre musste der Gartenbaufirma, die sich bisher um die Grünanlage kümmerte, gekündigt werden. Eigenes Personal steht auch nicht mehr in ausreichendem Maße zur Verfügung. Die Zahl der für das Grün im Vorzeigebezirk zuständigen Mitarbeiter ist in den letzten Jahren von 630 auf rund 250 gesunken. Das Durchschnittsalter der verbliebenen Beschäftigten liegt mangels Nachwuchses bei 55 Jahren, 50 weitere Kollegen treten in den nächsten Jahren in den Ruhestand.

Früher war die Firma im Tilla-Durieux-Park täglich, auch an den Wochenenden, vor Ort. Jetzt gibt es nur noch einen Mitarbeiter, der dreimal pro Woche einen halben Tag lang den Müll aufsammelt. So wurde erst der Rasen am aufgeschütteten Hang durch die Besucher der Grünanlage zertreten, dann das Erdreich vom Regen ausgespült. Jetzt ragen die Eisenarmierungen heraus, Geld für die Reparatur ist nicht vorhanden. Da bleibt nur die Sperrung. „Bisher haben wir jährlich 30 000 bis 40 000 Euro in den Park gesteckt“ sagt Büttner. Jetzt gibt es das Geld nicht mehr.

Und nicht nur am Potsdamer Platz muss gespart werden. Für 20 000 bis 30 000 Euro hat der Bezirk früher alljährlich die von den zahlreichen Besuchern niedergetrampelten Rasenflächen vor dem Reichstag erneuert. Jetzt gibt es dort eine große, braune Fläche. Die Fernsehteams, die einst ihre Politik-Kommentare gerne vor der grünen Kulisse mit dem Reichstag im Hintergrund gedreht hatten, gehen wegen des unschönen Erscheinungsbildes bereits lieber ans Spreeufer, hat der Amtsleiter beobachtet.

Der Etat für Unterhaltungsmaßnahmen im Grünflächenbereich ist von jährlich 2,6 Millionen auf eine Million Euro gekürzt werden. Davon müssen auch Spielplätze und Sportanlagen in Schuss gehalten werden. Auch hier gibt es bereits die ersten Probleme.

Nach den Straßen drohen jetzt auch die Grünanlagen zu verfallen, befürchtet Büttner. Die Mittelkürzungen hätten „dramatische Auswirkungen“. Auch für das kommende Jahr zeichnet sich keine Besserung ab. Die Beschaffung eines Hubsteigers für das Beschneiden von Bäumen wurde nicht bewilligt, der Etat erlaubt die Miete eines Gerätes nur für zwei Wochen im Jahr. „Die Mittel für Ersatzbeschaffungen wurden komplett gestrichen“, sagt der Amtsleiter. Dann wird man nicht einmal mehr eine kaputte Schaufel ersetzen können. Rainer W. During

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