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© ddp

Braunkohleförderung in Sachsen: Schmutz und Kohle: Trinkwasser könnte teurer werden

Durch den Braunkohleabbau in der Lausitz ist die Spree immer stärker mit Sulfat belastet. Deshalb drohen nun bis zu 30 Prozent höhere Trinkwasserkosten.

Die Tagebaue in der Lausitz verunreinigen die Spree – und zunehmend auch Berlins Trinkwasser. Im größten Wasserwerk der Stadt in Friedrichshagen stammen zwei Drittel aus sogenanntem Uferfiltrat, das über Brunnen rings um den Großen Müggelsee gewonnen wird. Dort ist, wie berichtet, der Sulfatgehalt des Wassers in den vergangenen Jahren so stark angestiegen, dass bald der laut Trinkwasserverordnung geltende Grenzwert von 250 Milligramm pro Liter erreicht sein kann. Zu viel Sulfat kann Durchfall und Erbrechen verursachen. Außerdem befördert es die Korrosion von Leitungen und Beton.

Jetzt hat der Senat erstmals gesagt, wie viel die Entfernung des Sulfats aus dem Trinkwasser kosten könnte: „Die Kosten für eine solche zusätzliche Aufbereitungsstufe werden mit 20 bis 50 Cent pro Kubikmeter aufbereitetem Wasser abgeschätzt“, teilt die Umweltverwaltung auf Anfrage der Grünen-Abgeordneten Silke Gebel mit. Angesichts des aktuellen Kubikmeterpreises von 1,69 Euro (mit Mehrwertsteuer: 1,81 Euro) würde das einen Aufschlag von etwa zwölf bis 30 Prozent bedeuten. Und anders als vor der mühsam erkämpften Senkung der Wassertarife kämen die Mehrkosten nicht dem Landeshaushalt zugute, sondern würden von energieintensiver Technik verschlungen. Anders als „Eisenocker“, das die Spree in der Lausitz mit rotbraunem Schlamm belastet, lässt sich Sulfat nicht mechanisch zurückhalten oder aus dem Wasser entfernen.

An der schönen braunen Spree. Eisenverockerung, wie hier im Bild, ist eins der Probleme, das die Spree mit sich führt. Korrosion entsteht aber auch durch Sulfat – und das zu filtern, wäre teuer.
An der schönen braunen Spree. Eisenverockerung, wie hier im Bild, ist eins der Probleme, das die Spree mit sich führt. Korrosion entsteht aber auch durch Sulfat – und das zu filtern, wäre teuer.

©  Thilo Rückeis

Die Berliner Wasserbetriebe (BWB) wollen dieses Szenario unbedingt vermeiden und stattdessen am Grundsatz der „naturnahen“ Aufbereitung festhalten, bei der nur Eisen und Mangan aus dem Rohwasser entfernt werden. Eine weitere Alternative, nämlich das Friedrichshagener Wasser mit weniger stark belastetem aus anderen Werken zu mischen, ist laut Umweltverwaltung „gegenwärtig nicht vorgesehen“. Die Kapazitäten dafür wären vorhanden, aber die Umleitungen im Rohrnetz aufwendig umzusetzen.

Die Frage, ob wegen der sulfatbedingten Korrosion von Betonbauwerken der BWB auch die Abwassertarife wieder steigen müssen, vermag der Senat nicht zu beantworten: Die bisherigen Instandhaltungskosten infolge Betonkorrosion könnten nicht eindeutig der Sulfatbelastung zugeordnet werden. Zu Haftungsfragen äußert sich der Senat noch vager: Sie könnten sich aus den Verträgen der Länder Brandenburg und Sachsen mit Tagebaubetreiber Vattenfall ergeben sowie aus den Festlegungen der Behörden. Im Wasserhaushaltsgesetz sei auch eine Haftung nach dem Verursacherprinzip vorgesehen. Der bevorstehende Rückzug von Vattenfall aus dem Braunkohleabbau dürfte jedenfalls die Durchsetzung von Ansprüchen nicht leichter machen.

Immerhin erkennt laut Senat das Land Sachsen an, dass das meiste Sulfat von dort stamme. Deshalb unterstütze der Freistaat die Taktik von Vattenfall, Grubenwasser aus dem Tagebau Nochten in die Neiße überzuleiten, um es von der Spree fernzuhalten. So ist es gelungen, die Sulfatbelastung der Spree etwas zu senken: Nachdem sie vergangenes Jahr von etwa 150 auf fast 200 Milligramm pro Liter gestiegen war, hat sie sich nun bei etwa 170 Milligramm eingependelt.

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