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Bread & Butter: Trotz Kritik: Wowereit verteidigt Tempelhof-Coup

Studio Babelsberg sieht sich vom Senat getäuscht – will aber vorerst weiter verhandeln.

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Die Kritik an der Vergabe von großen Teilen des ehemaligen Flughafens Tempelhof an die Modemesse Bread and Butter reißt nicht ab. "Wir fühlen uns vom Senat getäuscht", sagte Christoph Fisser, Geschäftsführer der Filmbetriebe Berlin- Brandenburg, der seit 2004 die Studios in Babelsberg gehören. Ihre Pläne seien seit zwei Jahren bekannt: "Wir haben darüber sowohl mit Klaus Wowereit als auch mit Senatorin Junge-Reyer gesprochen."

Auch die beiden Oppositionsparteien CDU und FDP erneuerten ihre Vorwürfe, der Senat habe konzeptionslos gehandelt und verfüge über keine Idee, wie das Gebäude und die Freiflächen genutzt werden könnten. FDP-Fraktionsschef Martin Lindner erklärte, Tempelhof könne Wowereits Tempodrom werden, und spielte damit auf den Untersuchungsausschuss und den Rücktritt des damaligen Stadtentwicklungssenators und SPD-Landesvorsitzenden Peter Strieder an.

Wowereit: Modemesse gut für Berlin

Klaus Wowereit verteidigte hingegen die Entscheidung, die Haupthalle, die Hangars und das Vorfeld in Tempelhof auf die Dauer von zehn Jahren für jeweils zwei Monate an die Messe vermietet zu haben. Der Zuschlag für die Messe bringe dem Land lukrative Einnahmen, sagte Wowereit, ohne Zahlen zu nennen. Er sei überzeugt, dass sich durch diese Veranstaltung eine Sogwirkung entwickle, in deren Folge sich neue Interessenten für die Flächen melden würden. Sven Lemiss, Geschäftsführer der landeseigenen Berliner Immobilienmanagement (BIM), die die Mietverträge für Tempelhof schließt, kündigte für die nächsten Wochen den Abschluss weiterer Mietverträge an, wiederum mit Veranstaltern von Großereignissen.

Unterdessen hat die BIM dem Alliiertenmuseum und dem Technikmuseum Ausweichflächen in Tempelhof angeboten. "Wir werden mit unserem Depot bleiben können", erklärte Dirk Böndel, Direktor des Technikmuseums. Allerdings müsse das Museum seinen Hangar bis Ende März für die Modemesse räumen. Auch Helmut Trotnow, Leiter des Alliiertenmuseums, ist nach Gesprächen am vergangenen Wochenende mit der BIM und dem Senat nun wieder optimistisch, dass die Sammlungsteile des Museums in Tempelhof bleiben können. Auch für einen Umzug des Museums von Dahlem nach Tempelhof gebe es trotz der Vergabe an die Messe eine langfristige Perspektive. "Die Details müssen aber noch verhandelt werden", sagte Trotnow.

Senatsentscheidung sorgt für Kritik

Brandenburgs Wirtschaftsminister Ulrich Junghanns (CDU) gab am Montag jedoch sein "Unverständnis" über die Senatsentscheidung für die Modemesse zu Protokoll. Berlin hätte den Studios Babelsberg eine Perspektive in Tempelhof anbieten sollen. Noch im Januar sei man bei Wirtschaftssenator Harald Wolf (Linke) und Finanzsenator Thilo Sarrazin (SPD) im Beisein des BIM-Geschäftsführers vorstellig gewesen, erklärte Christoph Fisser. Das Projekt "Filmhafen Tempelhof" wird im Internet präsentiert, es sei sowohl der BIM als auch der Stadtentwicklungsverwaltung bekannt.

Junge-Reyers Behörde habe auch zugesichert, dass es keine langfristigen Konzepte geben werde. Umso irritierter sei man gewesen, als alle Hangars, die Haupthalle und die Flugvorfeldflächen für zehn Jahre an den Geschäftsführer der Modemesse Bread and Butter, Karl-Heinz-Müller, vermietet wurden.

Die Messe wird zwei Monate lang den ehemaligen Flughafen nutzen, wer die restlichen zehn Monate mietet, ist unklar. Auch Fisser signalisierte, weiter verhandeln zu wollen: "Wir brauchen lediglich zwei Hangars und nicht alle. Wir sind weiterhin gesprächsbereit."

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