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Eberhard Diepgen (CDU ), ehemaliger Regierender Bürgermeister von Berlin.

© Doris Spiekermann-Klaas

Brief an CDU: Eberhard Diepgen spricht sich gegen die Ehe für alle aus

In einem Brief an die Berliner CDU-Mitglieder hat sich der frühere Regierende Bürgermeister Eberhard Diepgen gegen die Ehe für alle augesprochen.

Von Ulrich Zawatka-Gerlach

„Die Bedeutung der Gemeinschaft von Mann und Frau wird mittelfristig und langwierig Schaden nehmen“, schreibt der Ehrenvorsitzende der Landes-CDU. Dabei gehe es nicht um das Steuer- und Erbschaftsrecht. „Auch das Adoptionsrecht sollte aus meiner Sicht zugunsten gleichgeschlechtlicher Partnerschaften geöffnet werden.“

Aber die Befürworter einer Ehe für alle verweigerten sich dem Kern der Auseinandersetzung. Und das ist für Eberhard Diepgen die Frage: „Was ist die Kernzelle unserer Gesellschaft, welche Aufgaben hat sie neben vielen anderen?“

Nur im Zusammensein von Frauen und Männern könne der Fortbestand der menschlichen Gesellschaft gesichert werden, schreibt Diepgen. So habe es die Natur, „oder wenn Sie so wollen, Gott eingerichtet“. Und im Gegensatz zu Ländern wie Irland oder USA, die jetzt als Vorbild dargestellt würden, gebe es in Deutschland das Rechtsinstitut der eingetragenen Partnerschaft.

Im Folgenden Diepgens Brief im Wortlaut:

Bedeutung der Ehe : Wie der Teufel das Weihwasser, so verweigern sich die Befürworter einer Ehe gleichgeschlechtlicher Partner dem Kern der Auseinandersetzung. Was ist die Kernzelle unserer Gesellschaft, welche Aufgaben hat sie neben vielen anderen? Nur im Zusammensein von Frauen und Männern kann der Fortbestand der menschlichen Gesellschaft gesichert werden.

So hat es die Natur oder, wenn Sie so wollen, Gott eingerichtet. Gleichgeschlechtliche Partnerschaften kann die Gesellschaft trotz allen medizinischen Fortschritts und den Möglichkeiten künstlicher Befruchtung nicht mit dieser Erwartung konfrontieren. Wollen sie Kinder groß ziehen, müssen sie Kinder von anderen annehmen und immer ist  eine besondere staatliche Entscheidung notwendig. Offensichtlich ist damit nicht einfach alles gleich, auch nicht bei Partnerschaften ohne Eheschein oder eingetragener Partnerschaft. Wer Bedenken gegen das „alles ist gleich“ formuliert wird sofort als von vorgestern, reaktionär und störrisch eingestuft.

Gegenseitiger Respekt in der Wortwahl ist Mangelware. Dabei fällt die Oberflächlichkeit der Argumente auf. Der Richter am US Supreme Court avancierte – sonst wird das amerikanische Rechtsystem von gleicher Klientel eher kritisiert – zum Helden. Den Satz: „Keine Bindung ist so tief wie die Ehe“ unterstreiche ich ausdrücklich. 

Die Diskussion der Scheidungsrate gehört nicht in diesen Zusammenhang. Geflissentlich aber wird übersehen, dass die USA das Rechtsinstitut der eingetragenen Partnerschaft nicht kennen. Ich würde den Satz ohne Bedenken auf diese Partnerschaften übertragen. Auch beim Jubel über die irische Abstimmung wurde in Deutschland meist bewusst verschwiegen, dass es auch dort diese hier ausdrücklich anerkannten und respektierten Partnerschaften nicht gibt. Die Ausgangspositionen in den USA und in Irland waren anders als die deutsche Realität. Die Entscheidungen können daher nicht als Vorbild herangezogen werden. Und: Warum schätzt man das deutsche Rechtsinstitut der eingetragenen Partnerschaft so gering?

Meine Sorge ist, dass systematisch die Gemeinschaft von Frauen und Männern und damit auch das Institut der Ehe in ihrer Bedeutung für unsere Gesellschaft reduziert wird. Kurzfristig kann man sagen: Was soll´s , was stört es mich, wenn die gleichgeschlechtliche Partnerschaft sich auch Ehe nennen kann. Aber ich nenne das oberflächlich.

Die Bedeutung der Gemeinschaft von Mann und Frau wird mittel- und langfristig Schaden nehmen. Dabei geht es nicht um Steuer- oder Erbschaftsrecht. Aus meiner Sicht sollte auch das Adoptionsrecht zugunsten gleichgeschlechtlicher Partnerschaften geöffnet werden. Bei den Fragen des Kindeswohles allerdings sollten uralte und gleichermaßen sehr aktuelle pädagogische Erkenntnisse noch bei Auswahlentscheidungen beachten werden können. Nicht ohne pädagogischen Grund will man in Kitas und Grundschulen mehr männliche Fachkräfte einstellen.

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