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Rettungskräfte sind vor der Gedächtniskirche in Berlin im Einsatz.

© dpa

Die Opfer vom Breitscheidplatz: Brüche, innere Blutungen, Schädeltraumata

Wie die Opfer des Anschlags in den Berliner Krankenhäusern medizinisch betreut werden.

Der Anschlag auf den Weihnachtsmarkt an der Gedächtniskirche hat auch die Berliner Krankenhäuser unter Druck gesetzt. Nachdem schon in der Nacht zu Dienstag zahlreiche Notärzte, Pflegekräfte und Rettungssanitäter alarmiert wurden, sprachen sich die Klinikleiter nur wenige Stunden später mit dem Krisenstab des Senats ab: Wo sind wie viele Krankenbetten frei? Wer verfügt über welche Unfallchirurgen? Wo stehen ausreichend Psychologen bereit?

Der Berliner Krisenstab, dessen zivile Kräfte vor allem in der Senatsverwaltung für Gesundheit tagten, meldete dann Dienstagmittag zunächst 49 Verletzte, die in 22 Berliner Kliniken behandelt werden. Davon galten 18 Männer und Frauen als schwerstverletzt, in Einzelfällen bestand noch Lebensgefahr. Am Nachmittag wurden nur noch 24 Patienten stationär behandelt, davon 14 Schwerverletzte.

Zu den Verletzungen zählen Hüftbrüche, Quetschungen, innere Blutungen und Schädeltraumata – das Personal in den Kliniken wird auch in den nächsten Tagen in Sonderschichten arbeiten müssen. Grundsätzlich jedoch gilt: Die Krankenhäuser der Hauptstadt gehören zu den besten des Landes – sie können trotz knappen Personals angemessen auf gefährliche Notlagen, auch auf Katastrophen, reagieren.

Fast 100 Einzelhäuser, die zu 50 Klinikbetreibern gehören, gibt es in Berlin; 39 von ihnen betreiben Notaufnahmen. Die meisten Verletzten vom Breitscheidplatz wurden aus Zeitgründen in die nahen Häuser rund um die City West gebracht. In der DRK-Klinik Westend wurden sechs Verletzte behandelt. Dort kamen kurz nach dem nächtlichen Alarm viele Freiwillige ins Krankenhaus. Auch in der Schlosspark-Klinik in Charlottenburg galt zunächst Katastrophenalarm. Noch werden dort drei Patienten vom Breitscheidplatz behandelt.

Ein Unfallchirurg sagte, die meisten Berliner Notaufnahmen könnten zwar mehr als fünf Schwerstverletzte zur gleichen Zeit versorgen. Dennoch sei es angemessen, die Patienten auf möglichst viele Häuser zu verteilen. Die landeseigenen Vivantes-Kliniken, deren stadtweite Rettungsstellen ohnehin fast dauerausgelastet sind, haben ebenfalls Verletzte des Anschlags aufgenommen. Vivantes-Vorstandschefin Andrea Grebe schrieb am Dienstag an ihre Mitarbeiter: „Neun der 48 Verletzten sind in den Rettungsstellen auch unserer Häuser versorgt worden, schwerpunktmäßig im Südwesten, vor allem im Auguste-Viktoria-Klinikum.“ Nach der Alarmierung hätten sich 900 Mitarbeiter auf den Weg zu Extradiensten in die Vivantes-Kliniken gemacht. Die neue Berliner Gesundheitssenatorin, Dilek Kolat (SPD), hatte in der Nacht das Auguste- Viktoria-Klinikum besucht.

Die Charité meldete, dass acht Patienten „mit schwersten Verletzungen“ in ihre Rettungsstellen eingeliefert worden seien, zwei der Schwerverletzten seien gestorben. Sechs weitere Männer und Frauen hätten mittelschwere Verletzungen. An allen drei Standorten der Universitätsklinik war Katastrophenalarm ausgelöst worden, es seien wie in anderen Krankenhäusern auch mehr Ärzte und Pflegekräfte gekommen, als auf der Notfall-Liste geständen hätten. An der Charité werden überlebende Opfer und Angehörige zudem von Psychologen betreut.

Obwohl es am anderen Ende der Hauptstadt liegt, richtet sich auch das Berliner Unfallkrankenhaus (UKB) auf die Aufnahme von Verletzten ein. Üblich ist, ungewöhnlich schwere Fälle auch aus anderen Kliniken in der Innenstadt zum UKB zu bringen, das Krankenhaus in Marzahn ist auf Schwerstverletzte spezialisiert. In Berlin gibt es insgesamt mehr als 22 000 Krankenbetten mit tausenden Ärzten und Pflegekräften.

Der psychologische Krisendienst ist rund um die Uhr unter der Telefonnummer 030 39 06 33 00 erreichbar.

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