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Beispielhaft. In der Uckermark gibt es bereits eine Brücke, auf der Wildtiere die Autobahn überqueren können. Foto: ddp

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Berlin: Brückenschlag für Wolf und seine Freunde

An der Autobahn nach Dresden entsteht ein Übergang, der Unfälle mit wilden Tieren verhindern soll

Teupitz - Die neue Brücke über die Autobahn A13 von Berlin nach Dresden bei Teupitz bleibt für Menschen tabu. Nur Naturforscher dürfen sich ausnahmsweise an den Übergang 50 Kilometer südlich Berlins heranpirschen, um Spuren zu sichten oder die getarnte Kamera zu warten. Denn die Brücke, für die am Freitag gleich zwei Minister – Anita Tack (Umwelt) und Jörg Vogelsänger (Verkehr) – den Grundstein legten, ist Wildtieren vorbehalten. Nach den guten Erfahrungen mit einer ersten Grünbrücke über die Autobahn A 11 in der Schorfheide hoffen die Planer auch im großen Waldgebiet zwischen Teupitz, Halbe und Märkisch- Buchholz auf einen Erfolg im Tierreich. Vor allem Damwild, Rehwild, Schwarzwild, Feldhasen, Rotfüchse, Dachse, Marderhunde und Marder können auf der rund sieben Millionen Euro teuren und 50 Meter breiten Brücke die Autobahn überqueren.

Bislang wirken die auf beiden Seiten eingezäunten Autobahnen als Sperre. Falls ein Tier den Zaun überwindet, sind nicht selten schwere Crashs auf der Fahrbahn die Folge. Doch nicht nur diese Wildunfälle sollen reduziert werden. „Diese Grünbrücke ist Teil des geplanten ökologischen Korridors in Südbrandenburg“, sagte Umweltministerin Tack (Linke). Sie solle den genetischen Austausch und damit die Gesunderhaltung von Wildtierpopulationen sichern.

Deshalb werden bis Herbst nächsten Jahres dem jetzt begonnenen Übergang noch weitere folgen: Bei Niemegk im Hohen Fläming auf der Autobahn A 9 Berlin-Leipzig und bei Kersdorf an der A 12 Berlin-Frankfurt (Oder). Die dafür nötigen 21 Millionen Euro stammen aus dem Konjunkturprogramm II der Bundesregierung. Falls die Mittel danach weiter fließen, könnten auch bei Beelitz an der A 9 und im Melzower Forst südlich von Prenzlau an der A 11 Übergänge entstehen. Insgesamt sollen von den 18 bundesweit geplanten Grünbrücken allein fünf in Brandenburg entstehen. Vor allem die Förster begrüßen die Brücken, die es schon seit vielen Jahren beispielsweise in Schweden gibt. Durch die Autobahnen lebten die Tiere immer mehr wie auf Inseln, sagt der Oberförster Tim Ness. „Es findet kaum noch ein genetischer Austausch statt.“

Wie so eine Wildbrücke funktioniert, zeigt das Beispiel in der Schorfheide. Zu ihr führt in der Nähe von Pfingstberg keine Straße, kein Radweg und nicht einmal ein Trampelpfad. Während unter dem geschwungenen Stahl-Beton-Bogen der Verkehr von und nach Berlin dröhnt, setzt sich oberhalb die Vegetation fort. Die auf der Brückenmitte montierten Videokameras beweisen den regen Betrieb vor allem nachts. Innerhalb eines Jahres werden rund 2300 Passagen von Wildtieren registriert. Sogar ein Wolf lief hier ins Bild, wie die Bildauswertung zeigte.

So wie in der Schorfheide werden auch an den neuen Übergängen die Tiere nicht etwa durch ausgelegtes Futter eigens angelockt. „Die finden den Übergang schon ganz von selbst“, heißt es von den Förstern. Dennoch gibt es nicht überall uneingeschränkte Zustimmung. So sehen einige Jäger im Hohen Fläming die Vorhaben durchaus kritisch. Einerseits verlange die Öffentlichkeit eine Dezimierung des Wildbestandes, um Schäden in der Land- und Forstwirtschaft einzudämmen, erklärten die Waidmänner. Andererseits werde nun mit den Brücken ein weiteres Wachstum der Populationen gefördert. Claus-Dieter Steyer

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