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Berlin: BSE: Auch Putenwurst enthält Rindfleisch

Nach den ersten BSE-Befunden bei in Deutschland geborenen Rindern herrscht auch bei Berlinern Verunsicherung. Gesundheitssenatorin Gabriele Schöttler (SPD) rät, sich beim Einkauf genau über Herkunft, Aufzucht und Tötung des Tieres zu informieren.

Nach den ersten BSE-Befunden bei in Deutschland geborenen Rindern herrscht auch bei Berlinern Verunsicherung. Gesundheitssenatorin Gabriele Schöttler (SPD) rät, sich beim Einkauf genau über Herkunft, Aufzucht und Tötung des Tieres zu informieren. Der Senat will bei Rindern mit Schnelltests bereits Anfang Dezember beginnen. In Berlin werden in diesem Jahr allerdings nur rund 180 Tiere geschlachtet - der überwiegende Teil des in der Stadt konsumierten Rindfleisches stammt aus Brandenburg. Doch auch dort wird zum 1. Dezember mit BSE-Tests begonnen. Unterdessen warnte die Verbraucherzentrale, dass es trotz Nachfragen und Tests keine hundertprozentige Sicherheit gebe. Rindfleisch sei etwa auch in Putenwurst enthalten - es muss aber nicht einmal angegeben werden. Auch bei Rindfleisch in Salaten und Tiefkühlgerichten ist ein eindeutiger Herkunftsnachweis nicht möglich.

Woher das Rindfleisch stammt? Die freundliche Fleischabteilungsleiterin des Supermarktes "Extra" an der Potsdamer Straße zeigt der Kundin das Stück "Rindfleisch, Oberschale". Auf dem Plastikfolien-Etikett prangen vier große "D" unter den Kategorien "Geburt / Mast / Schlachtung / Zerlegung". Sogar die Herdennummer ist ausgewiesen: "472020256". Gesetzlich gezwungen ist dazu aber noch kein Handelsunternehmen - allein Schlacht- und Zerlegungsbetrieb müssen angegeben werden.

Die meisten in Berlin in den rund 100 Fleischereien angebotenen Steaks und Würstchen stammen nach Auskunft des Geschäftsführers des Fleischerverbandes Berlin-Brandenburg, Alexander Kraus, von Rindern aus dem Nachbarbundesland. Aber auch Tiere aus Mecklenburg-Vorpommern, Nordrhein-Westfalen, Bayern und anderen Bundesländern werden dazugekauft.

In Brandenburg werden die Herden zwar in der Regel in den Bauernhöfen selbst oder innerhalb der Region miteinander gezüchtet. Jedoch könne Insidern zufolge nicht ausgeschlossen werden, dass auch bei in Berlin verkauften Wiederkäuern womöglich verbotenerweise Tiermehl zugefüttert wurde. Auch sei es möglich, dass Rinder aus unterschiedlichen Bundesländern in Schlachtbetrieben zusammenkommen.

Ob infizierte Tiere aus Schleswig-Holstein oder Sachsen-Anhalt etwa zur Züchtung nach Berlin oder Brandenburg gebracht wurden, war gestern nicht zu klären. Alexander Kraus sagte dazu, Brandenburg produziere ein Fünftel mehr Fleisch, als es verbrauche, und müsse daher sogar eher ex- als importieren. Seinen Angaben zufolge ließe sich bei den kleineren Fleischereien in Berlin die Herkunft der Tiere möglicherweise leichter nachvollziehen als bei großen Ketten, wo sich der Handel über mehrere Schritte vollziehe. Kraus meinte jedoch, man müsse die aktuellen BSE-Testergebnisse genau auf ihre Richtigkeit überprüfen.

In Berlin wurden bis Ende Oktober rund 150 Tiere in Fleischereien geschlachtet - die künftig anfallenden jährlichen Kosten in Höhe von 50 000 Mark für den Gehirn-BSE-Test trägt das Land, hieß es bei der Gesundheitsverwaltung.

Annette Kögel

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