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Handschuhe helfen. Es ist nicht schön, den Bio-Müll anzufassen – deshalb gibt es bald Tonnen, deren Deckel per Fußpedal geöffnet werden kann.

© Imago

BSR will Mülltrennung in Berlin forcieren: Die Braune Tonne ist für viele ein rotes Tuch

Die BSR will die Verbreitung der Biotonnen erhöhen und etwas gegen den Ekel vieler Berliner tun. Für die Küche gibt's spezielle Eimer - und für die Tonnen testweise ein Fußpedal zum Öffnen.

Berlin - In den Biotonnen brummt es. Das gilt nicht nur für die Menge der gesammelten Küchen- und Gartenabfälle, sondern auch im Wortsinn. Bei warmem Wetter fassen viele Berliner die braunen Tonnen möglichst gar nicht an. Ihnen kommt die BSR mit einem Pilotprojekt entgegen: Ab Mai sollen testweise Biotonnen mit Fußpedal aufgestellt werden. Details sind noch offen, aber das Ziel ist klar: Der Anteil des separat gesammelten Bioabfalls soll weiter erhöht werden. Denn während er mit seiner meist feuchten Konsistenz im Restmüll die Verbrennung erschwert, lässt er sich einzeln hervorragend verwerten: In der Vergärungsanlage der BSR in Spandau wird daraus Gas gewonnen, mit dem rund 150 Müllwagen betankt werden. Die Gärreste werden als Dünger und Kompost verwertet.

Um ihre neue Biogasanlage auszulasten, werben die Stadtreinigungsbetriebe massiv für die Trennung. Offenbar mit Erfolg, denn laut dem Landesunternehmen stieg die erfasste Menge seit 2008 um 22 Prozent auf 63 000 Tonnen im vergangenen Jahr – also 18 Kilo pro Durchschnittsberliner. In einer Umfrage hätten 79 Prozent der Befragten angegeben, ihren Biomüll immer zu trennen. Von den anderen sparen sich viele die Biotonne aus Ekel- oder aus Kostengründen. Letzteres findet die BSR vor allem bei Eigentümern von Mehrfamilienhäusern inakzeptabel. Wer dagegen ein Eigenheim mit Garten bewohnt, kann sich kaum vorwerfen lassen, dass er Kartoffelschalen & Co. lieber auf den eigenen Komposthaufen wirft.

Um die Berliner vor den sommerlichen Schweißausbrüchen der Biobehälter in der Küche zu bewahren, verkauft die BSR neuerdings kleine grüne Kunststoffeimer mit perforiertem Deckel samt einer Rolle Beutel aus Maisstärke für 5,30 Euro.

Als Erfolg sehen sowohl die BSR als auch der private Konkurrent Alba die 2013 vollzogene Vereinigung von Orange Box und Gelber Tonne zur Wertstofftonne. Die wesentlichen Unterschiede: Kleine Elektrogeräte müssen seitdem wieder zum Recyclinghof gebracht werden, aber sogenannte stoffgleiche Nichtverpackungen – etwa ausrangiertes Plastikspielzeug – dürfen regulär in die Gelbe Tonne bzw. den Gelben Sack. Den Automaten in Berlins einziger Sortieranlage bei Alba in Mahlsdorf ist es ohnehin egal, ob ein Joghurtbecher oder eine kaputte Schüssel auf dem Band liegt. Rund 85 000 Tonnen Wertstoffe seien 2013 auf diesem Weg eingesammelt worden, was ein Plus von vier Kilo pro Einwohner und Jahr bedeute, berichten Alba und BSR. In der Umfrage hätten 89 Prozent der Teilnehmer angegeben, Wertstoffe immer zu trennen, weitere acht Prozent zumindest teilweise. Umweltsenator Michael Müller (SPD) spricht von einem „Meilenstein auf dem Weg zu einer Recyclingquote von 65 Prozent“.

Der Wohnunternehmensverband BBU lobt neben den guten Berliner Quoten auch die „sehr niedrigen Müllgebühren“, die mit rund 15 Cent pro Quadratmeter Wohnfläche und Monat bei den Betriebskosten nur halb so hoch seien wie beispielsweise in Düsseldorf. Weniger euphorisch sind die Grünen: Deren Umweltexpertin Silke Gebel kritisiert die für 2015 avisierte „Basispauschale“ der BSR, die jene benachteilige, die ihren Müll sorgfältig trennen. Weitere Mängel seien der Exodus der Altglastonnen aus vielen Höfen und die Lücken bei der Ausstattung mit Biotonnen. Es könnte durchaus noch mehr brummen, findet sie.

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