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Berlin: Buchhändler: Mit dem Ende der Preisbindung sterben die Läden

Unternehmen und Verbände sehen die Vielfalt von Verlagen und Literatur bedrohtVON SABRINA BORN BERLIN.Die Entscheidung der EU-Kommission, gegen die grenzüberschreitende Buchpreisbindung zwischen Deutschland und Österreich vorzugehen, sorgt für Unruhe bei Berliner Buchhandlungen.

Unternehmen und Verbände sehen die Vielfalt von Verlagen und Literatur bedrohtVON SABRINA BORN BERLIN.Die Entscheidung der EU-Kommission, gegen die grenzüberschreitende Buchpreisbindung zwischen Deutschland und Österreich vorzugehen, sorgt für Unruhe bei Berliner Buchhandlungen.Die Ankündigung der Beschwerde wird als Gefahr für das nationale System und die Berliner Buchbranche gewertet.Ohne Preisbindung, so die Befürchtung, sterben die kleineren Buchläden um die Ecke - die für Berlin typische Vielfalt von Buchhandlungen, Verlagen und Literatur sei bedroht. "Der Leser wäre mit erhöhten Preisen und einem Buchhandelssterben konfrontiert", meint Detlef Bluhm, Geschäftsführer vom Verband der Verlage und Buchhandlungen Berlin-Brandenburg.Von der Entscheidung der EU-Kommission besorgt zeigt sich auch Andreas Kiepert, Geschäftsleiter von Kiepert Stadtmitte und Geschäftsführer der Kiepert GmbH & Co Buchhandels KG: "Eine Aufhebung der Buchpreisbindung hätte für alle Beteiligten Nachteile.Die Ertragslage würde sich verschlechtern, die Anzahl der Titel zurückgehen, die Preise steigen.Außerdem wären Arbeitsplätze und Lehrstellen gefährdet." Nur Bestseller könnten billiger angeboten werden.Belletristische Werke weniger bekannter Autoren und Themen würden teurer.Ein denkbarer Ausweg: Spezialisierung. Bis jetzt ermöglicht die Preisbindung Verlagen und Buchhandlungen eine Mischkalkulation.So wird mit Einnahmen von Bestsellern anspruchsvolle Literatur finanziert.Bedenken gegen eine Aufhebung der Preisbindung äußert Jürgen Schleicher, Inhaber von Schleichers Buchhandlung: "Preise und Waren würden zunehmend von großen Konzernen diktiert.Wachstum fände nur in Großbetrieben statt, die Fachpersonal durch große Verkaufsflächen ersetzen." Den kleinen Betrieben räumt Schleicher kaum Überlebenschancen ein und verweist auf die USA."Dort richten Verlage ihre Produktion nach dem Bedarf der großen Handelsketten aus.Es wird nur das produziert, was mit Sicherheit die Regale füllt ohne Berücksichtigung einer kulturellen Vielfalt." Das Resultat: Eine drastische Verarmung des Buchhandels.Ruthild Spangenberg, Geschäftsführerin der Fachbuchhandlung Bücherbogen meint: "Berlin zeichnet sich durch seine Vielfalt der Buchbranche aus, die verloren ginge." Die Bücherbogen-Kette mit ihrem Sortiment von Literatur zu Architektur, Fotografie und Kunst wäre "nicht mehr konkurrenzfähig".Ebenfalls in seiner Existenz bedroht sieht sich Uwe Siegel, Geschäftsführer der Buchhandlung "Die Insel" in Prenzlauer Berg.Dort wird ohne Buchpreisbindung mit einem "Palettenverkauf" gerechnet. Der Geschäftsführer der Buchhandlung Struppe und Winckler, Frank Hildebrandt, sieht dagegen Vorteile für Fachgeschäfte.Für Hildebrandt vorstellbar sind Vorzugspreise."Bei Erscheinen eines wichtigen Titels könnte das Buch zwei Wochen günstiger angeboten werden.Unsere Kunden - Rechtsanwälte, Steuerberater und Wirtschaftsunternehmen - achten darauf, daß sie preisgünstig einkaufen.Daher wird es keine Preiserhöhung mit uns geben." Den Buchhandlungen könnte ohne Preisbindung ein ähnliches Schicksal bevorzustehen wie einst den Plattenläden.Seit dem Fall der Schallplatten-Preisbindung vor 26 Jahren bieten Warenhäuser Platten und CDs immer preiswerter an.Bis heute hat sich nach Angaben der Schallplattenindustrie die Zahl der Tonträgerunternehmen von 15 000 auf 7000 halbiert.Thorsten Hansen, Leiter des Wirtschaftsreferats vom Bundesverband der phonographischen Wirtschaft, beobachtet eine aggressive Preispolitik."Aus unserer Sicht ist eine Preisbindung wünschenswert.Für den Schallplattenhandel ist es zu spät, nicht für den Buchhandel."

SABRINA BORN

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