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Buddy-Figuren: Bären im Menschenkäfig

Export: 18 Buddys reisten in die nordkoreanische Hauptstadt Pjöngjang. Die bunten Bärenfiguren sollen für Toleranz und Völkerverständigung werben.

Kolossale Denkmäler, überbreite Straßen ohne Verkehr – nur hin und wieder rauscht das Auto eines Staatsfunktionärs vorbei. Oder ein alter Omnibus, wenn er denn noch fährt. Ansonsten gehen die Leute zu Fuß, „Menschenmassen bevölkern die Bürgersteige, hin und wieder quält sich ein Fahrradfahrer hindurch. Der muss auf dem Trottoir fahren, weil es angeblich auf der Straße zu gefährlich ist. Frauen dürfen überhaupt nicht aufs Rad, und wenn ein Radfahrer die Straße überquert, soll er sein Gefährt schieben – im Übrigen sind Fahrräder Mangelware.“ So beschreibt Klaus Herlitz, Chef von Buddy- Bär Berlin, seine Eindrücke von der nordkoreanischen Hauptstadt Pjöngjang. „Die Leute nehmen das alles stoisch hin. Wenn einer auf sie zukommt, blicken sie zu Boden oder heben abwehrend die Hände. Sie haben Angst, mit einem Fremden zu sprechen. Denn die Aufpasser des Staates sind überall. Es war bedrückend, vom ersten Moment an, als wir auf dem Flughafen, der täglich nur zwei Maschinen abfertigt, ankamen und gleich unser Handy abgeben mussten.“

Die Mission des Klaus Herlitz: 18 bunte Buddy-Bären sollten in ein vom Rest der Welt abgeschottetes Land gelangen und dort für Toleranz und Völkerverständigung werben. Die deutsche Botschaft mit monatelangen, intensiven Verhandlungen und als Transport-Logistiker die DB-Schenker AG Deutschland machten den Trip möglich. Die zusammen 5560 Kilo schweren Plastiken wurden in Container verpackt, von Stuttgart nach Le Havre befördert, dort 20 000 Kilometer in den Nordosten Chinas geschifft, im Hafen von Dalian umgeladen, nach Nampo an der Westküste Nordkoreas gebracht und dann unter der Regie der deutschen Botschaft nach Pjöngjang gefahren. Dort standen die Buddys auf einem belebten Platz. „Und sie haben es geschafft, ein Lächeln auf die Gesichter der Betrachter zu zaubern – in einem Land, das wahrlich kein Land des Lächelns ist“, sagt Herlitz ein bisschen stolz. Nach seinem Eindruck stehen einem Prozent Privilegierter 99 Prozent armer Menschen gegenüber, schlicht gekleidet, von der Welt abgeschnitten. Es gibt kein Internet und kein Telefon nach draußen. Zwei Fernsehsender berieseln das Volk mit Heimatschnulzen oder Kriegsdramen aus vergangenen Zeiten. Die Geschäfte waren leer, und wenn der Gast aus Deutschland aus seinem Hotelzimmer auf die Straße blickte, sah er Frauen, die auf einer Grünfläche hockten und das Gras mit einer kleinen Schere kurz schnitten. Heimlich fotografierte Herlitz die Trostlosigkeit. Und eine 330 Meter hohe Bauruine, das 3000-Zimmer-Hotel „Ryugyong“ – 1992 wurden die Arbeiten eingestellt.

„Von Tag zu Tag kamen mehr Menschen und guckten sich die Buddys an“, erzählt Herlitz und zitiert das Institut für Auslandsbeziehungen: „Die Ausstellung in Pjöngjang verändert sicher nicht die Welt, aber es verändert die Welt in Nordkorea.“ Vielleicht. Klaus Herlitz schätzt, dass „dieses System in fünf Jahren in sich zusammengebrochen ist“.

Die Buddys sind bald wieder auf der Reise, sie fahren nach Buenos Aires, wo die komplette Crew der 142 künstlerisch gestalteten Bären mit Symbolen verschiedener Länder eine kleine Welt für sich repräsentiert. Die Figuren in Miniaturausgaben sind ein großer wirtschaftlicher Erfolg, die Versteigerung der Riesenexemplare erbrachte bislang Spenden von über 1,5 Millionen Euro für Unicef und nationale Kinderhilfsprojekte. Bei der letzten Auktion erwarb die ARD-Moderatorin Monika Lierhaus einen blauen Buddy. Die personifizierte „Mauritius“ steht nun im Esszimmer der Sportschau-Frau.

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