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Die Farben sind ähnlich, die Spielweise nicht. Schalke-Trainer Roberto Di Matteo kam vom FC Chealsea.

© dpa

Bundesligakolumne: Gute Spieler reichen nicht

Schalke hat am vergangenen Wochenende gegen Leverkusen verloren. Das liegt nicht an den Spielern, sondern an der Taktik.

Wenn eine Mannschaft schlecht spielt, ist schnell der Verantwortliche gefunden. Der Trainer muss weg. Dann kommt ein neuer, meist grundverschieden. Es soll ja eine Veränderung erreicht werden. 

Auf Schalke wurde kürzlich Trainer Jens Keller beurlaubt. Bei ihm bahnte sich das, nun ja, eigentlich schon seit seinem Amtsantritt an. Der neue Trainer, Roberto Di Matteo, bringt dafür einen Hauch von Prominenz nach Gelsenkirchen. Mit dem FC Chelsea gewann er die Champions League und den FA Cup – zwei Monate, nachdem er den Job von seinem Vorgänger übernahm.

An den Gewinn der Champions League glaubt bei den Schalkern wohl kaum einer, aber trotzdem kommen mit einem neuen Trainer natürlich auch Hoffnungen auf bessere Zeiten.

Die Bilanz der ersten beiden Spiele: Ein Sieg gegen Hertha BSC (2:0) und eine Niederlage am vergangenen Wochenende gegen Bayer Leverkusen (0:1). Gegen die Werkself offenbarten sich Schwächen der Mannschaft – und auch des Trainers.

Die Schalker haben dank vieler guter Spieler den Anspruch eine Spitzenmannschaft zu sein. Wenn diese Spieler aber nicht zusammenspielen und auch noch taktische Mängel hinzukommen, hat das wenig mit Spitzenmannschaft zu tun. Eine Ausnahme bildete das Spiel gegen Hertha BSC, bei dem sie alles andere als schön oder gut spielten, aber durch die individuelle Klasse eines Klaas-Jan Huntelaar gewinnen konnten.

Gegen eine Mannschaft wie Bayer Leverkusen reicht das aber nicht. Roberto Di Matteo ist für seinen defensiven, destruktiven Spielstil bekannt, was erst einmal ein gutes Mittel gegen offensivstarke Leverkusener scheint. Wenn sie selbst aber nie vors Tor kommen, fallen auch keine Tore. Letztendlich wurde das Einmauern mit einem Freistoß von Hakan Çalhanoğlu bestraft.

Schalke fehlt ein Ballverteiler

Di Matteo passt nicht so richtig zu Schalke. Denn die Probleme liegen hauptsächlich nicht in der Defensive, sondern in der Offensive. Schalke entwickelte sich in den letzten Jahren immer mehr zu einer Kontermannschaft. In der Offensive sind sie vor allem mit schnellen und dribbelstarken Spieler bestückt, die aber gegen Teams wie Leverkusen, die die Schalker das Spiel machen lassen, unterlegen sind. Bayer ließ die Schalker kommen und den Knappen fiel nichts ein. Der Spielaufbau war unkoordiniert, schlecht abgesichert und bot dadurch wiederum Kontergelegenheiten für den Gegner. 

Di Matteo hingegen nimmt jetzt auch noch den einzigen Trumpf im Schalker Angriff raus – die Schnelligkeit. Bei Chelsea konnte er das machen, da gab es genug Ideengeber. Doch dafür fehlt Schalke einfach ein richtiger Ballverteiler. Marco Höger und Roman Neustädter sind zwar gute Sechser, aber konzentrieren sich eher auf die Abwehrarbeit und sind auch in ihren technischen Möglichkeiten limitiert.

Kevin-Prince Boateng hat zwar eine hervorragende Dynamik, schafft es aber nicht, Ruhe ins Spiel zu bringen und ist in seiner Entscheidungsfindung manchmal zu impulsiv. Leon Goretzka ist vom Spielertyp her geeignet, ist aber momentan noch verletzt und wird danach noch Zeit benötigen, um erst einmal wieder ins Spiel zurückfinden. Max Meyer spielt zwar auf der Zehnerposition, ist aber eher ein Nadelspieler, der sich durch die engen Räume fädeln muss. Gegen Schalke spielte gar Eric-Maxim Coupo-Mouting auf der Zehn, eigentlich ein (Flügel-)Stürmer. 

Ein wirkliches Konzept, das auf die Schalker Mannschaft zugeschnitten ist, konnte Di Matteo also noch nicht zeigen. So wird aus einer Mannschaft eine Reihe von Individualspielern, die sich gegenseitig den Ball zukicken. Dass das nicht die gewünschte Konsequenz des Trainerwechsels ist, dürfte wohl jedem klar sein.

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David Fresen

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