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Gewinnbringend. Eine Mischung aus Almhütte, Berliner Kneipe und Bretterbude ist Tommi's Burger Joint.

© Kai-Uwe-Heinrich

Burgerladen in Berlin-Mitte: Deutsches Handball-Team liebt "Tommi's Burger Joint"

Reykjavik, Berlin, Breslau: Der Bundestrainer hat seinen Handballern Appetit auf Siege bei der EM gemacht. Geholfen hat dabei die Aussicht auf viel Essen von "Tommi’s Burger Joint" in Mitte. Ein Geschmackstest.

Die deutschen Handballer sind die Mannschaft der Stunde, straff auf Titelkurs bei der EM in Polen. Aber was macht sie so stark? Es ist: Fast Food. Und eine Spur dieses Wundermittels weist nach Berlin, in die Invalidenstraße.

Dazu ist jetzt ein etwas weiteres Ausholen notwendig, etwa so wie beim Siebenmeter. Die deutsche Mannschaft nämlich pflegt die Tradition, das Erreichen eines Halbfinales mit einem Hot-Dog- oder Burger-Wettessen zu feiern, meist, kulinarisch anspruchslos, bei McDonald’s. Diesmal aber hatte der deutsche Bundestrainer Dagur Sigurdsson eine Motivationsspritze verabreicht: Einen Lastwagen voller Burger werde er im Fall eines Sieges gegen die Dänen und des damit verbundenen Halbfinal-Einzugs spendieren, und zwar von Tommi’s Burger Joint. „Die werden wahrscheinlich hierhin fahren“, sagte der Bundestrainer direkt nach dem Spiel am Mittwochabend in Breslau.

Die Keimzelle von Tommi Tómassons internationalem Burger-Imperium liegt in Sigurdssons Geburtsort Reykjavik – dort kennt man ihn, also Tómasson, als den Mann, der den Burger nach Island gebracht hat und dann wieder zurück nach London und Berlin. Aber aus geografischen Gründen wäre es der Ableger aus der Berliner Invalidenstraße, der die Lieferung nach Polen oder Deutschland zu übernehmen hätte.

Dort hopsen an diesem Mittag drei Jungs zwischen Grill und Tresen hin und her, Arbeitssprache: Englisch. Ja, sagt einer, er habe von dem Versprechen gehört, und einen passenden Truck fürs Außer-Haus-Geschäft habe er auch, aber sonst wisse er nichts. Vielleicht der Boss?

Die Atmosphäre? Irgendwas zwischen Almhütte, Bretterbude und Berliner Kneipe

Der Boss hängt als gekritzelte Skizze gleich oben über der Theke, ein Typ mit schwarzem Vollbart, der die volle Autorität verströmt. Aber sein wackliger Schuppen, optisch-atmosphärisch irgendwo zwischen Almhütte, Bretterbude und Berliner Kneipe, läuft offensichtlich auch ohne ihn, nach dem offen plakatierten Motto „Be nice or leave“, sei nett oder hau ab.

Fast-Food-Freund. Bundestrainer Dagur Sigurdsson.
Fast-Food-Freund. Bundestrainer Dagur Sigurdsson.

© dpa

Gleich vorn werden die Bestellungen angenommen, unter einer weiteren Pinnwand, die die Speisekarte ersetzt. Burger gibt es in echt und in veggie, Pommes sind selbstredend auch aus Süßkartoffeln verfügbar, und die einfachste Order wird sogar in Deutsch vorgeschlagen: „Angebot des Jahrhunderts (order of the century)“ – Burger, Pommes, Soda für 9,90 Euro.

Wer nach der ebenfalls plakatierten Lebensregel von Matthew McConaughey verfährt, derzufolge der Erfinder des Burgers zwar smart, der Erfinder des Cheeseburgers aber ein Genie sei, der zahlt noch einmal 50 Cent drauf. Dann dauert es fast-food-untypisch fast eine halbe Stunde, bis der Name des Bestellers in die Runde gerufen wird: „Lisa!“, „Fred!“ „Martin!“ Endlich fertig.

Überwiegend junge Männer mit und ohne Hipsterbart

Im Körbchen liegen die Pommes, vom dünnen, maschinell geschnittenen TK-Typ, angenehm knusprig, der Burger ist in Papier gewickelt. Eine kleine Ketchup-Bar am Tresen enthält alles, was nötig ist, um den Geschmack zu pimpen, weil der Burger an sich eher mit einer Basis-Würzung versehen ist. Die aber lässt dem anständigen, schön rosa abgepassten Angus-Hackfladen den Vortritt, das ist besser als Vorab-Verkleisterung.

Die Brötchenhälften kommen ebenfalls ohne Gesundheits-Flausen aus, sie sind hell und weich, ohne aber ins Schwammige zu driften. Alles in allem ein ganz anderes Kaliber als die Mc-Dingsbums-Burger, mit denen sich die deutschen Handballer sonst stärken .

Tommis Burger sind jedenfalls nichts für Gourmets, die aus der archaischen Grundform eine Projektionsfläche für Fress-Fantasien gemacht haben, koreanisch, aus Kobe-Rind oder mit Goldstaub bepudert. Sie sind so, wie sie sind, mittelgroß und mittelteuer und mittelgut. Die Gäste, überwiegend junge Männer mit und ohne Hipsterbart, die sich ebenfalls auf Englisch verständigen, erwarten offenbar genau das. Wenn allerdings demnächst draußen am unscheinbaren Laden das Schild „Offizieller Lieferant des Handball-Europameisters“ hängen sollte, muss vielleicht doch noch eine Schippe draufgelegt werden.

Schon wenn das deutsche Team bei der EM eine Medaille holt, soll es übrigens am Montag in Berlin einen großen Empfang geben. So sehen Burger aus!

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