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Buschkowsky ist überall: Das neue Buch des Neuköllner Bezirksbürgermeisters.

© dapd

Gastbeitrag: Buschkowsky-Debatte: Wir sprechen immer noch über Rassismus

"Ich habe Heinz Buschkowsky Rassismus vorgeworfen und ich tue es noch", schreibt Bloggerin Maike von Wegen. Über den Fortgang eines Streits mit der Neuköllner SPD.

Ich habe Heinz Buschkowsky Rassismus vorgeworfen und ich tue es noch. Die Neuköllner SPD ist der Meinung, dass das Gespräch beendet ist und dass ich mich nicht wundern muss, wenn ich nun dafür verfolgt werde, dass ich meine politische Einstellung eben an der falschen Stelle geäußert habe. Hunderte von Menschen haben diese Meldung als Bestätigung empfunden und belästigen mich nun umso stärker. Nun erhalte ich zum Beispiel Mails, in welchen man mir schreibt: „Da, Du Volksverräterin. Deine Regierung ist auch gegen dich.“

Ich habe Herrn Buschkowsky nie einen Rassisten genannt und finde das auch nicht richtig. Ich möchte Personen nicht klassifizieren und ich finde nicht, dass es bei so wichtigen Themen wie dem Rassismus um Personen gehen sollte. Weder um meine, noch um die des Neuköllner Bürgermeisters. Ich habe den Vorwurf erhoben, dass in Buschkowskys Buch getroffene Aussagen wie »Mit den Afrikanern ist noch mehr Brutalität, Drogen- und Alkoholmissbrauch eingezogen. Türkische und arabische Männer sitzen in den Cafés. Afrikanische Männer sitzen zu Hause, sehen fern, spielen, telefonieren und trinken. Afrikaner lassen sich noch schwerer in die Karten schauen als die anderen Ethnien« ganz klar Rassismus darstellen. Das ist per Definition Rassismus und diese Tatsache ist auch gar nicht streitbar. Da Rassismus immer auf Missverständnissen und Angst basiert, ist es ein Thema, über das man sich dringend auseinandersetzen muss. Da diese Form der Gewalt in unserem Leben einfach vorkommt, können wir nicht so tun, als wären wir blind, und diesem Gespräch immer wieder aus dem Weg gehen. Ich habe das Gespräch darum gesucht.

Nachdem die SPD Neukölln nicht nur den Rassimusvorwurf einfach abgewunken hat, sondern auch noch indirekt erklärte, dass  sie es für legitim halte, meine Person gewalttätig zu verfolgen, habe ich den Pressesprecher der SPD Neukölln, Joschka Langenbrinck, um ein Gespräch gebeten. Ich wollte mit ihm den Rassismusvorwurf klären und ihn fragen, wieso die SPD Neukölln es für gerechtfertigt hält, dass Menschen Straftaten gegen mich verübt haben. Ich wollte ihm berichten von der sexuellen Diskriminierung, die mir widerfahren ist, von dem Mobbing und Hacken meiner Internetseiten. All diese Vorgänge stellen Straftaten dar, die Herr Langenbrinck im Namen der SPD billigt. Berücksichtigt man diese Straftaten und die Aussage Herrn Langenbrincks, dass ich mich darüber nicht wundern müsse, kommt man ganz schnell zu dem Schluss, dass die SPD Neukölln sexuelle Diskriminierung, das Androhen von körperlicher Gewalt und politische Verfolgung unterstützt. Nachdem Herr Buschkowsky in seinem Buch ja ebendiese Vorgänge verurteilt, komme ich allerdings zu dem Schluss, dass Herr Langenbrinck sich geirrt haben muss.

Ich denke nicht, dass die SPD hinter solchen Aussagen stehen kann. Ich denke, Herr Langenbrinck muss sich geirrt haben, als er mir schlussendlich eine SMS schrieb, in welcher er erklärte, dass ein Gespräch nichts bringen würde. Er ging sogar noch weiter: Er bediente sich der genau gleichen Methoden wie meine Verfolger im Netz und recherchierte einen Schwank aus meinem Leben, um diesen plötzlich zum Inhalt der SMS zu machen. Das finde ich erschreckend. Es geht hier um Rassismus und nicht um meine Person. Erschreckend genug, dass man dem Dialog darüber aus dem Weg geht. Erschreckend auch, dass unter unserem virtuellen Streitgespräch im Tagesspiegel hunderte von Kommentatoren sich in Diskussionen über die beteiligten Personen ergießen, während zum Beispiel der Tagesspiegel-Artikel, der davon handelt, dass einer der V-Männer Gründer einer Ku-Klux-Klan-Gruppierung war, weniger als zehn Leserkommentare generiert. Über Rassismus möchte offenbar niemand reden. Lieber über Personen.

Am meisten hat es mich am Ende tatsächlich erschreckt, dass Herr Langenbrinck sich auf das Niveau der Internettrolle herabließ, indem er versuchte, mich zum Thema dieser Debatte zu machen. Meine Damen und Herren, es geht nicht um Buschkowsky und schon erst Recht gar nicht um mich. Es sollte auch in einer Justizkritik nicht um einen Kachelmann gehen oder in der Systemkritik um eine Julia Timoschenko. Es geht darum, dass unsere Politik nicht einfach nur Polemik und Personenkult sein darf. Es gibt in diesem Land genügend Stammtische, in den Rathäusern sollten sie lieber nicht stehen. Den Vorwurf, dass sich in Buschkowskys Buch rassistische Aussagen finden, zu denen eine sozialdemokratische Partei dringend Stellung beziehen sollte, halte ich selbstverständlich aufrecht. Nur darum sollte es gehen.

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