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Warmfeiern. Die Selfie-Stäbe sind auch dabei.

© Cay Dobberke

BVB-Fans in Berlin: Eine Party namens "Treffpunkt"

Am Breitscheidplatz feiern seit Freitag die ersten Borussen. Die dortige Kirche hat vorsorglich einen Zaun errichtet, der Stadionsprecher von Borussia soll die Fans in Schach halten.

Schon Freitagabend ist der Breitscheidplatz gefüllt mit Schwarz-Gelb. Es wird gesungen, ein Sprecher heizt den Fans ein und natürlich fließt Bier in rauen Mengen. Man stimmt sich ein auf das Finale am Sonnabend.

Eine Szene vom vergangenen Jahr kann Klaus Oehme aus Westfalen einfach nicht vergessen: Die 64. Minute im Pokalfinale 2014. „Der Kopfball von Hummels war klar hinter der Linie! Da haben wir was gut beim Fußballgott!“ Am Ende gewannen bekanntlich die Bayern – dieses Jahr sollen Oehmes Borussen an der Reihe sein. Er steuert an diesem Freitagmittag den Breitscheidplatz an, wo sich seine Schwarzgelben sammeln. Er wurde 1963 von seinem Großvater „zum rechten Glauben bekehrt“, sagt der gebürtige Sachse.

Als er vor zwei Tagen hörte, dass der Breitscheidplatz vielleicht nicht für das große Fanfest der Dortmunder zur Verfügung stehe, griff er sofort zum Telefon und rief im Roten Rathaus an. Er habe einen Referenten von Innensenator Henkel an der Strippe gehabt, sagt Oehme. Er habe ihn dann nachdrücklich vor Ausschreitungen gewarnt, sollten die Dortmunder ihr Fest nicht kriegen.

Notlösung "Fantreffpunkt"

Wie berichtet, hat es ja noch geklappt mit Dortmund und dem Breitscheidplatz – auch wenn der ursprüngliche Veranstalter (die AG City) vergrätzt ist und einen Tag lang um einen Kompromiss gerungen wurde. Am Ende steht ein Ergebnis, das Charlottenburgs Ordnungsstadtrat Marc Schulte (SPD) am Freitag als „Notlösung“ und Polizeisprecher Thomas Neuendorf als „Gratwanderung“ bezeichnete.

Der „Fantreffpunkt“ ist keine offizielle Veranstaltung, es gibt auch keinen Veranstalter – ergo braucht es auch kein schlüssiges Sicherheitskonzept. Trotzdem waren alle Seiten zuversichtlich, den Dortmundern ein ordentliches Fest (beziehungsweise einen ordentlichen Treffpunkt) anbieten zu können. Gesprächsbedarf scheint trotzdem zu bestehen: „Wir werden das nachbereiten“, kündigte Ordnungsstadtrat Schulte an.

Der Stadionsprecher soll die Fans beruhigen

Umdekoriert. Am Breitscheidplatz feiern die schwarz-gelben Fans nun ohne Veranstalter und ohne Sicherheitskonzept. Die Dortmunder lassen sich davon nicht die Laune verderben.
Umdekoriert. Am Breitscheidplatz feiern die schwarz-gelben Fans nun ohne Veranstalter und ohne Sicherheitskonzept. Die Dortmunder lassen sich davon nicht die Laune verderben.

© Johannes Groschupf

Die Polizei war am Freitag bemüht, die Unterschiede zwischen dem abgesagten „Fanfest“ der AG City und dem „Fantreffpunkt“ herauszustellen. „Es läuft alles in kleinerem Rahmen. Es wird keinen Einlass, keine Bänke und Stühle, keinen Ausschank und keine Essstände geben“, sagt ein Sprecher, kurzum: „Letztendlich wird es genau so sein, wie wir es im letzten Jahr auch hatten.“

Es soll wieder eine kleine Bühne geben, auch der Borussia- Fantruck wird auf dem Breitscheidplatz stehen. Dortmunds Stadionsprecher Norbert Dickel kommt auch wieder – zur Erleichterung der Polizei: Dickel könne bei Bedarf mäßigend auf die Fans einwirken, sagt Sprecher Neuendorf.

Ein Zaun gegen Wildpinkler

Die Vorbereitungen für das Fest, pardon: den Treffpunkt, liefen am Freitagmittag. Zwei Fanshops mit allerlei BVB-Devotionalien hatten bereits eröffnet, Arbeiter bauten die Bühne auf. Dazwischen glühten die ersten Schwarzgelben schon mal vor – oder tankten nach: So mancher hatte am Mittag schon den stieren Blick des Bierfanatikers.

Die beiden Toilettencontainer, die für mehrere zehntausend Menschen reichen sollen, wurden im Laufe des Tages aufgestellt. Die Kosten für die Toiletten trägt, ebenso wie die Kosten für die Müllabfuhr, übrigens der Steuerzahler. Die Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche nebenan hatte sich hingegen schon vorbereitet: Rund um das Gotteshaus steht ein Bauzaun, als Schutz vor den gefürchteten „Wildpinklern“.

Schutz für betrunkene Borussen

Der Verkehr auf dem Kurfürstendamm floss wie gewohnt. Doch Samstagmorgen um 7 Uhr werden der Kurfürstendamm und die Tauentzienstraße zwischen Nürnberger Straße und Joachimsthaler Straße vorsichtshalber gesperrt – schließlich sollen Borussen mit Schlagseite nicht zu Opfern des Verkehrs werden. Erst gegen Mitternacht, lange nach Spielschluss, werden die Straßen wieder freigegeben.

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