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Berlin: BVG verzichtet auf höhere Fahrpreise

Erst 2007 sollen Tickets teurer werden. Noch ist offen, ob BVG-Kunden für telefonische Anfragen künftig extra zahlen müssen

Die BVG rechnet nicht mehr damit, dass die Fahrpreise im Nahverkehr, wie von ihr gewünscht, in diesem Jahr erhöht werden. Intern hat sie sich bereits darauf eingestellt, dass die Preise erst Anfang 2007 steigen werden. Und ob Anrufer, die im Call Center der BVG eine Auskunft haben wollen, dafür ab Sommer wirklich extra zahlen müssen, ist auch ungewiss. Der Vorstand hat die Entscheidung jedenfalls vertagt und eine Prüfung veranlasst.

Im Vorfeld der Tariferhöhung vom 1. August 2005 hatten die Verkehrsunternehmen mit Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD) vereinbart, die Preise im Jahr 2006 unverändert zu lassen. Um den Einnahmeverlust der Verkehrsunternehmen aufzufangen, waren die Erhöhungen besonders deftig ausgefallen. Trotzdem preschte die BVG im Sommer mit dem Wunsch hervor, die Preise bereits zum August zu erhöhen.

Zustimmung gab es dazu von allen Verkehrsunternehmen im Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB). Der VBB-Aufsichtsrat, in dem politische Vertreter sitzen, wies den Vorstoß aber zurück, was zu einer heftigen Kontroverse zwischen der BVG und VBB-Geschäftsführer Hans-Werner Franz führte. Der Ärger war so groß, dass in der BVG bereits Pläne entwickelt wurden, aus dem VBB auszutreten. Inzwischen sind die Wogen etwas geglättet, und die BVG hat akzeptiert, dass sie gegen den Willen ihres Eigentümers – des Landes Berlin – die Pläne nicht weiter verfolgen kann.

Nun will die BVG auch die vorschnell veröffentlichten Pläne, bei der telefonischen Auskunft eine Extra-Gebühr einzuführen, überdenken. Nur noch Fragen zum Fahrplan wären dann nach dem Vorbild der Bahn AG gratis, beantwortet in einem oft aufwendigen Verfahren durch einen Computer. Hintergrund: Die Kosten für das Call Center sind der BVG zu hoch. Dort arbeiten Mitarbeiter, deren Arbeitsplatz im Unternehmen weggefallen ist, zu ihren alten Gehaltskonditionen. Woanders werden in Call Centern oft Studenten beschäftigt – wie etwa auch beim VBB. Entsprechend niedrig sind dann die Lohnkosten. Deshalb gibt es auch Überlegungen, das Call Center aus der BVG auszugliedern – zu geringeren Kosten.

Ferner würde die Umstellung auf eine Gebührenpflicht auch erhebliche Investitionen erfordern. Und potenzielle Kunden würden abgeschreckt. Denn selbst ein Kunde, der Abonnent werden will, müsste erst zahlen, wenn er dazu noch Fragen am Telefon hat.

Die S-Bahn denkt deshalb nicht daran, Kunden bei Anfragen zur Kasse zu bitten. Sie setze qualifizierte Mitarbeiter ein, die auch ungewöhnliche Fragen beantworten könnten – und das zum Ortstarif, heißt es. Die meisten Anrufer wollten etwas zum oft komplizierten Baugeschehen wissen, sagte ein Mitarbeiter. Diese Aufgaben könne kein Call Center übernehmen. Auch der VBB will Auskünfte weiter gratis erteilen.

Ein solches Durcheinander wäre in Hamburg nicht möglich. Dort haben sich die Unternehmen für eine gemeinsame Auskunftsstelle entschieden – ohne Zusatzgebühren.

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