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Berlin: BWB-Sanierungsprojekt: Die halbe Stadt unter Druck gesetzt

Ein architektonisches Juwel durchbricht die Tristesse der Hochhäuser an der Landsberger Allee. Zwischen Vulkan- und Siegfriedstraße erstrecken sich auf einer Länge von 800 Metern rote Backsteinbauten im Stil der märkischen Gotik.

Ein architektonisches Juwel durchbricht die Tristesse der Hochhäuser an der Landsberger Allee. Zwischen Vulkan- und Siegfriedstraße erstrecken sich auf einer Länge von 800 Metern rote Backsteinbauten im Stil der märkischen Gotik. Noch wird eifrig gewerkelt auf dem 12 Hektar großen Gelände des Zwischenpumpwerkes Lichtenberg. Doch das Ergebnis der neunjährigen Sanierungsarbeiten an den teils mehr als hundert Jahren alten Gebäuden kann sich sehen lassen. Die verwitterten roten Ziegel wurden gesäubert, fehlende ersetzt. Zugemauerte Eingänge und Fenster wurden nach alten Plänen rekonstruiert, reich verzierte Treppengeländer von Rost und Schmutz befreit.

Die Berliner Wasser-Betriebe (BWB) steckten 25 Millionen Mark in die denkmalgeschützten Bauten, die zwischen 1893 und 1911 errichtet wurden. In den nächsten Wochen sollen die Arbeiten abgeschlossen sein. Lediglich zwei der drei Wohnhäuser sowie ein Maschinenhaus müssen vorerst noch ein unsaniertes Dasein fristen, warten, bis das Unternehmen wieder flüssig ist.

Mit 80 Millionen Litern Trinkwasser täglich versorgt das Zwischenpumpwerk drei Viertel der Haushalte in den östlichen Bezirken. Das Aufkommen ist allerdings ein Drittel geringer als vor zehn Jahren: Großabnehmer, wie beispielsweise die Elektrokohle an der Herzbergstraße machten dicht. "Und vor der Wende wurde weitaus verschwenderischer mit Wasser umgegangen, weil es kaum etwas kostete", sagt Günter Kley von den BWB. Zwei der sechs Maschinenhäuser werden jetzt nicht mehr gebraucht. In einer der Hallen stehen blankgeputzte Dampfkolbenpumpen von 1899 sowie eine über 70 Jahre alte Kesselanlage.

Für Lichtenbergs Bürgermeister Wolfram Friedersdorff (PDS) und Baustadtrat Andreas Geisel (SPD) ein idealer Ort, um das Image des Bezirks als Schlafstadt loszuwerden. Die beiden Bezirkspolitiker setzen auf eine kulturelle Nutzung der Hallen, die mitten in der künftigen Großkommune Lichtenberg-Hohenschönhausen liegen. "Wenn dort eine Diskothek, Galerie oder ein Technikmuseum mit wechselnden Veranstaltungen entstehen würde, hätten wir einen zentralen Anlaufpunkt für die Bewohner", meint Friedersdorff. Zudem erhofft er sich einen Magneten, der über die Bezirksgrenzen hinaus Besucher anziehen könnte. Doch der Vorschlag stößt bei den BWB auf Skepsis. "Ein täglicher Publikumsverkehr auf dem Gelände ist für uns gar nicht zu bewältigen", begründet der für das Zwischenpumpwerk zuständige Ingenieur Jürgen Berger. "Mit einer Diskothek sind Schäden programmiert," so Bergers Befürchtung. Ungeklärt seien auch die Sicherheitsfragen. "Selbst wenn wir einen Zaun um die Maschinenhäuser ziehen, wird das übermütige Besucher nicht davon abhalten, das übrige Gelände zu betreten." Bergers größte Sorge: die Verschmutzung der Reinwasserbehälter.

Trotz aller Bedenken soll jetzt ein Konzept erarbeitet werden. Stadtrat Geisel indes ärgert sich über die zögerliche Haltung. Bereits vor zwei Jahren trat der Baustadtrat mit dem Unternehmen in Kontakt, um für die Hallen eine neue Zukunft zu schmieden. "Die BWB arbeiten bei der Vermarktung immer noch wie eine Behörde." Dort sehe man ständig nur die Probleme statt der Möglichkeiten, die die Gebäude bieten.

Beate K. Seiferth

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