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Berlin: CargoLifter AG: Visionär im Ozean der Luft

Es geht um viel. Es geht um die Zukunft.

Es geht um viel. Es geht um die Zukunft. Wenn morgen gegen 17 Uhr 30 Carl von Gablenz, der Vorstandsvorsitzende der CargoLifter AG das Rednerpult im Aërium von Brand besteigen wird, wie es der Ablaufplan vorsieht, dann beginnt eine neue Zeitrechnung. Gablenz wird in seinem Festvortrag über "The Power of Zero Gravity" sprechen - über die Kraft der Schwerelosigkeit, die aufsteigen lässt, was leichter ist als Luft.

1996 wurde CargoLifter gegründet, 1998 fuhr auf dem ehemaligen Militärflughafen im brandenburgischen Brand der erste Spaten in die Erde. Morgen wird sie eröffnet: die größte frei tragende Halle der Welt. Aufbruch in eine neue Dimension, so nennt es Carl von Gablenz. Auf der Einladung zum großen Einweihungsfest nimmt die Vision geradezu poetische Dimensionen an: "Wir von CargoLifter kennen die Sehnsucht nach dem weiten, endlosen Luftmeer. Wir bauen das Luftschiff, das diesen Luftozean befahren wird, wir teilen die Arbeit ein, entwerfen Pläne und beschaffen das Material. So wie die Halle wird jetzt auch das Luftschiff Stück für Stück Wirklichkeit."

Dieser Carl von Gablenz ist ein mutiger Mann. Denn bisher existiert nur ein Prototyp des Luftschiffes, das in Kürze "auf dem Brand", wie alle bei CargoLifter sagen, gebaut werden soll. Vier Luftschiffe sollen ab dem Jahr 2002 die Halle verlassen, gefüllt mit nicht brennbarem Helium und bereit, in die Lüfte zu steigen und die Welt zu erobern.

Aber noch steht nicht einmal fest, ob bis dahin auch die technische Zulassung erteilt wird. Wie denn auch, wenn es noch gar kein Luftschiff gibt. Das aber kann einen Mann wie Gablenz nicht schrecken. Es soll schließlich weiter aufwärts gehen. Gerade hat die CargoLifter AG ihren Berliner Firmensitz von der Friedrichstraße in den elften Stock des Sony-Centers am Potsdamer Platz verlegt. Vor hier oben liegt dem Unternehmen die Stadt zu Füßen, und Gablenz kann ganz nebenbei auch ein Auge auf die kleinen Zeppeline werfen, die mit dem Logo seiner Firma im Schlepp Werberunden über der Stadt drehen. "Und wenn Kunden aus Amerika kommen, zeige ich ihnen erst einmal die Aussicht." Und das macht Eindruck.

Viel lieber als über die gewöhnlichen Ärgernisse des täglichen Lebens redet der studierte Jurist, der mit vollem Namen Carl-Heinrich Frhr. v. Gablenz heißt, 1952 in Füssen geboren wurde, auf dem elterlichen Hof im Allgäu aufwuchs, in Frankfurt Abitur machte, in München promovierte, 1987 für ein Jahr den Hof der Eltern übernahm und 1994 zum Initiator des CargoLifter-Projektes wurde, über Visionen.

Ein Träumer, ein Luftikus oder ein Hans-Guck-in-die Luft ist der Mann ganz sicher nicht. Gablenz möchte verändern. Die Familientradition derer von Gablenz spielt da eine nicht unbedeutende Rolle. Der eine Großvater von Carl von Gablenz saß im Vorstand der Lufthansa, bis die Fluggesellschaft von den Nazis gleichgeschaltet wurde. Gablenz war ein Gegner der NS-Politik und kam bei einem Flugzeugabsturz ums Leben, dessen Umstände nie aufgeklärt werden konnten. Der andere Großvater flüchtete vor den Nazis aus Deutschland bis nach Spanien. Auch er kam später um. "Wir müssen etwas machen", sagt Gablenz.

Für beinahe jedes Marktsegment hat er wissenschaftlich fundierte Studien anfertigen lassen. Eine dieser Studie, in der der Name CargoLifter den Befragten gegenüber nicht erwähnt wurde, hatte zum Ergebnis, dass 50 Prozent der Firmen ihre Fracht per Luftschiff transportieren lassen würden, wenn es diese Möglichkeit gäbe. In spätestens zwei Jahren will CargoLifter so weit sein.

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