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Berlin: Carsten Grab: Tod eines Fußballfans

Lächelnd stand Carsten Grab im Olympiastadion. Um ihn herum wurden 75 000 blau-weiße Papptafeln in die Höhe gehalten, die er und seine Helfer zuvor im Stadion verteilt hatten.

Lächelnd stand Carsten Grab im Olympiastadion. Um ihn herum wurden 75 000 blau-weiße Papptafeln in die Höhe gehalten, die er und seine Helfer zuvor im Stadion verteilt hatten. Drei Minuten dauerte das blau-weiße Hertha-Spektakel. Lange hatte er diesen Moment vorbereitet, sein "Highlight", wie er zu Freunden sagte. Das war vor fünf Monaten. Carsten Grab war mehr als nur ein angestellter Fanbeauftragter beim Profiklub Hertha BSC. Carsten Grab war Hertha-Fan, war da, wo immer Hertha auch kickte. Nach dem Abstieg in die Amateur-Oberliga, zu trüben Zweitliga-Zeiten und auch zuletzt auf tagelangen Reisen zu Spielen im Europapokal.

Doch das reichte ihm nicht. Der diplomierte Ingenieur für Stadtplanung ging zum Amateurklub BFC Dynamo, reiste mit den Fans der Eisbären nach Russland oder Tschechien. Mit dem Hamburger SV fuhr er zum Europacup, war Mitglied im HSV-Fanklub Berlin. Bekannt war Carsten Grab unter dem Spitznamen "Spreebär", mit dem er manchmal unterschrieb. Darunter setzte er noch einen kleinen Bären. "Spreebär" - so hieß auch sein erstes Fan-Magazin, ehe er vor ein paar Jahren das begehrte und liebevoll gemachte "Berliner Sport Echo" herausbrachte. Zur Europameisterschaft 2000 entwickelte Carsten Grab ein Fanzine für die deutschen Fans, die nach Belgien und Holland gereist waren.

Als er im Juli vergangenen Jahres den Posten des Fan-Beauftragten bei Hertha BSC übernahm, saß Carsten Grab auf einmal zwischen den Stühlen. Er sollte nun professionelle Vereinspolitik vertreten. Doch meist schlug er sich auf die Seite der Fans. Zuletzt aber kapselte er sich von vielen seiner Freunde immer weiter ab.

Am Dienstagabend hat sich Carsten Grab im Alter von 30 Jahren das Leben genommen.

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