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Schmusekatzen. Schon bei der Premiere von „Der gestiefelte Kater“ in Mexico City herzte Selma Hayek ein auf den roten Teppich geschicktes Plüschtier. Foto: dpa

© dpa

Berlin: Catwalk mit Stiefel und Degen

Antonio Banderas und Salma Hayek feierten am Potsdamer Platz die Premiere von „Der gestiefelte Kater“.

Die Zeit ist hektisch geworden, keine Frage. Fast 50 Jahre dauerte es, dass Ludwig Tieck seine 1797 vollendete, eher der Märchensammlung des Franzosen Charles Perrault als der von Jacob und Wilhelm Grimm entlehnte Komödie „Der gestiefelte Kater“ am 20. April 1844 auf die Bühne bringen konnte – im Schauspielhaus am Gendarmenmarkt! Heute geht es Schlag auf Schlag: Vor gerade mal sieben Jahren tauchte der freche Kater zum ersten Mal in „Shrek 2“ als Gefährte des Ogers auf, hatte zwar mit dem historischen Vorbild nicht viel mehr als die Stiefel gemeinsam, war aber doch deutlich von ihm inspiriert. Das Publikum schloss ihn rasch ins Herz, fast schien er den Grünen abzuhängen, und jetzt hat er es tatsächlich geschafft: Eigener Film, eigene Premiere. Ach was, ein ganzer Premierenreigen, eine Karawane der Superstars von Los Angeles über Mexico City, Buenos Aires und Paris nun endlich auch nach Berlin, der Stadt also, in der die Brüder Grimm, die den Kater erst so richtig berühmt gemacht haben, begraben sind.

Unwahrscheinlich, dass am Dienstagabend bei der Premiere am Potsdamer Platz viele Gedanken an die beiden berühmten Märchenonkel verschwendet wurden. Nicht vom den am roten Teppich aufgereihten Zaungästen und sicher auch nicht von den Stars um Regisseur Chris Miller: vorneweg Antonio Banderas, der dem Kater (im Original heißt er Puss-in-Boots) wie gehabt die Stimme lieh, dazu Salma Hayek, die seine Traumkatze, die selbstbewusste, ebenso kampfstarke wie tanzkundige Kitty Samtpfote, ist, schließlich Christian Berkel und Andrea Sawatzki aus Berlin, auch im Leben ein Paar und die Synchronstimmen des fiesen Ehe- und Banditenpaares Jack und Jill. Ursprünglich wollte auch Benno Fürmann, der deutsche Kater, kommen, sagte aber ab. Möglich, dass der schwere Autounfall, in den er kürzlich verwickelt war, dabei eine Rolle gespielt hat.

„Der gestiefelte Kater“, natürlich in 3-D, ab 8. Dezember im Kino, setzt die „Shrek“-Reihe nicht fort, kommt ohne Oger aus, liefert vielmehr die Vorgeschichte seiner Titelfigur – und befriedigt so nicht zuletzt die Neugier des Regisseurs. Schon bei „Shrek 2“, als er noch Head of Story war, gefiel ihm das pelzige Wesen, „sein großes Herz, sein Sinn für Loyalität“, doch stets habe er sich gefragt: „Woher stammen Hut, Stiefel, Gürtel, Degen?“

Eine passende Kulisse war für die Pressekonferenz am Vormittag ausgewählt worden: das Adagio im Theater am Potsdamer Platz mit seinem Disneyland-Historismus. Schließlich spielt auch der Film in einem alten, märchenhaften Spanien, zu dem Banderas in der Originalversion den passenden Latino-Zungenschlag beisteuert. Er werde mit seinem Akzent immer nur die bad guys spielen ,Drogendealer und so was, habe man ihm zu Beginn seiner Hollywood-Karriere prophezeit. Aber nun sei er der good guy, Jack und Jill dagegen sprächen perfektes Englisch – für Banderas ein Indiz, dass sich in der Gesellschaft etwas geändert habe: „Der Film feiert die kulturelle Vielfalt.“

Und er liefert auch ein neues Frauenbild, worüber sich Salma Hayek besonders gefreut hat. „In den meisten Märchen sind die Frauen passiv, warten auf den Prinzen, der sie rettet.“ Kitty dagegen stehe auf eigenen Füßen, und der Kater sei wohl ein Macho, doch zugleich gefalle ihm gerade diese selbstständige, freie Frau – in Hayeks Augen ist das eine sehr günstige Kombination, um das Herz einer Frau zu gewinnen. „Und es hilft immer, wenn er gerne tanzt.“ Auch für sie selbst war die gemeinsame Arbeit mit Banderas offenbar sehr erfreulich, es war nicht die: „Er bringt mir Glück. Immer wenn meine Karriere stockte, kam ein Angebot, mit Antonio zu spielen.“

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