zum Hauptinhalt

Berlin: CDU-Mann Hennig verlässt seine Partei Zum Moschee-Streit kam die Stasi-Belastung

Das war es dann wohl zwischen Karl Hennig und der Berliner CDU.

Der stasi-belastete Pankower Politiker hat am gestrigen Dienstag seinen Austritt aus der Partei erklärt. Hennig fühlt sich schlecht behandelt. Er liegt im Streit mit der Pankower CDU, weil er nichts gegen den Bau der Ahmadiyya-Moschee im Ortsteil Heinersdorf einzuwenden hat, während seine Parteifreunde eine Bürgerinitiative gegen den Moscheebau unterstützen. Hennig hat sich nicht beirren lassen, als sich der CDU-Spitzenkandidat Friedbert Pflüger an die Seite der Moschee-Gegner stellte. Das brachte ihm Kritik im Kreisvorstand ein. Erst legte Hennig das Amt des Ortsverbandsvorsitzenden von Schönhauser Allee nieder, jetzt ist der Streit eskaliert und beendet.

Ob der Moschee-Konflikt die Ursache für Hennigs Entschluss war oder nur der Anlass – darüber sind die Beteiligten verschiedener Meinung. Hennig sieht sich dafür bestraft, dass er sich für den Dialog der Religionen engagierte. Der kommissarische Kreisvorsitzende René Stadtkewitz verweist darauf, dass die Parteiämter Ehrenämter sind: Niemand werde im strengen Sinn gerügt. Hennig will seinen Parteiaustritt nicht mit den gegen ihn geäußerten Stasi-Vorwürfen in Verbindung bringen – beides habe „überhaupt nichts“ miteinander zu tun, sagt er. Stadtkewitz sieht – wie andere in der Pankower CDU – zumindest einen zeitlichen Zusammenhang.

Keiner von Hennigs ehemaligen Parteifreunden sah den Mann, der als Streiter gegen Graffiti bekannt geworden ist und den Verein „Nofitti“ führt, als unentdeckten alten Kader. Aber jetzt werden alle froh sein, dass er der CDU eine Debatte über die Frage erspart hat, ob Karl Hennig und der „IM Bodo“ identisch sind.

Vor drei Jahren wäre es fast schon so weit gewesen. Die Pankower Bezirksverordnetenversammlung, der Hennig angehörte, bekam Material von der Stasiunterlagenbehörde. Es gab einen Vorgang zu Karl Hennig, doch alles blieb ungelesen, weil Hennig kurz zuvor sein Mandat niedergelegt hatte. Der Pankower CDU- Fraktionschef Dieter Senger sagt, darauf habe er sich mit Hennig geeinigt, bevor die Sendung mit den Stasi-Papieren eintraf. Hennig sei mit der Arbeit in der BVV, seinem Job und dem Nofitti-Engagement überlastet gewesen.

Inzwischen hat die Stasiunterlagenbehörde Material über „IM Bodo“ aufbereitet. Es gibt keine Verpflichtungserklärung. Doch die Treff-Berichte, die Stasi-Mann „Schulze“ Mitte der 80er Jahre in stramm nach rechts geneigter Schrift verfasst hat, lassen Bodo nicht gerade wortkarg erscheinen. Bodo berichtete über Interna der Kirchenzeitschrift „Standpunkt“. Deren Chefredakteur ist Hennig nach eigenen Worten gewesen.

In den Stasi-Papieren, die zerrissen worden waren und in Teilen rekonstruiert worden sind, geht es um „IM Bodos“ Einschätzungen des britischen Kirchenrates Roger Williamson und des Professors Karl Bonhoeffer; er leitete damals die deutsche Sektion der IPPNW (Internationale Ärzte zur Verhütung des Atomkriegs). Hennig hat die Stasi-Vorwürfe bestritten. Sein Arbeitgeber, die Stadtentwicklungsverwaltung, will ihn nach der ersten Durchleuchtung von 1993 abermals überprüfen lassen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false