zum Hauptinhalt

Berlin: CDU und Grüne vereint gegen Steinkohlekraftwerk

Beide Parteien lehnen Bau ab, SPD prüft Vorhaben. Vattenfall will das Projekt am 20. März vorstellen

Von

Die Pläne des Energieversorgers Vattenfall für ein neues Steinkohlekraftwerk in Berlin haben heftige Kritik ausgelöst. Einhellig sprechen sich die Grünen und CDU-Fraktionschef Friedbert Pflüger gegen den Plan aus, im Ostteil der Stadt ein solches Werk zu errichten. Es wäre mit einer Stromerzeugungsleistung von 800 Megawatt sowie einer Wärmeleistung von 600 Megawatt das größte Wärmekraftwerk der Stadt.

„Während die Welt über Klimaschutz spricht, marschiert Berlin in die andere Richtung“, kritisiert Michael Schäfer, Grünen-Sprecher für Klimaschutz. Das Steinkohlekraftwerk würde rund fünf Millionen Tonnen Kohlendioxid (CO2) pro Jahr ausstoßen. Das entspricht laut Schäfer rund 20 Prozent aller derzeit von Berlin verursachten Kohlendioxid-Emissionen. Eine Alternative dazu seien moderne Gaskraftwerke mit Kraft-Wärme-Kopplung. Im Vergleich zu Steinkohle würde Erdgas nur halb so viel CO2 pro Kilowattstunde ausstoßen.

Auch CDU-Fraktionschef Friedbert Pflüger hält den Bau eines Steinkohlekraftwerks für „nicht vermittelbar“. „Wenn wir den Weltklimabericht ernst nehmen, sollten wir Schadstoffausstoß vermeiden. Wir müssen regenerative Energien nutzen.“ Ebenfalls nicht nachvollziehbar sei es, zwei Millionen Tonnen Kohle pro Jahr aus Polen zu ordern, wenn gleichzeitig in Deutschland mit dem Ende der Subventionierung auch der Steinkohleabbau auslaufe. Der umweltpolitische Sprecher der SPD, Daniel Buchholz, kündigte an, seine Partei werde prüfen, ob der Bau eines neuen Kraftwerks durch Investitionen in Energiesparprojekte verzichtbar gemacht werden könne. Laut Buchholz ist Berlin derzeit in der Lage, drei Viertel seines Energieverbrauchs selbst zu decken.

Für Vattenfall-Sprecher Olaf Weidner ist die Entscheidung für Steinkohle angesichts des steigenden Energiebedarfs momentan die einzige Option. Windkraft sei nicht rentabel, Erdgas Mangelware und Atomenergie politisch nicht gewünscht. Für die Umweltsorgen der Politiker hat er Verständnis. Eine Senkung des CO2-Ausstoßes liege auch im Interesse Vattenfalls, deshalb investiere die Firma in die Forschung für eine CO2-neutrale Steinkohletechnologie, mit der die Anlage nachgerüstet werden könnte.

Diese sei jedoch frühestens in 15 Jahren einsatzfähig, kritisiert Harald Bradke vom Fraunhofer Institut für System- und Innovationstechnik in Karlsruhe. Außerdem entstehe dadurch das Problem einer jahrhundertelang notwendigen Endlagerung des gefilterten Kohlendioxids. Ob das Verfahren überhaupt funktioniere, sei heute noch nicht 100-prozentig klar. Eine Investition in Steinkohle ist für ihn mit umweltbewusstem Handeln nicht zu vereinbaren.

Am 20. März will Vattenfall die Pläne für den rund eine Milliarde teuren Bau vorstellen. Als favorisierter Standort gilt derzeit Lichtenberg. Endgültig sei darüber jedoch noch nicht entschieden, erklärte Weidner. Das Projekt befinde sich in der Planungsphase. Einen Baubeginn im Jahr 2008 und einen Betriebsbeginn im Jahre 2012 hält er aber für realistisch. Die Senatsumweltverwaltung erklärte gestern, bei ihr liege noch kein Antrag auf Genehmigung vor.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false