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Berlin: Charité spart am Budget

Jahresetat der Kassen um 22 Millionen Euro gekürzt Klinikum: Absenkung schon früh eingeplant

Erstmals seit Jahren haben sich Krankenkassen und die Charité gütlich auf ein Budget für das Klinikum geeinigt. Und beide Seiten sind zufrieden: die Charité, weil sie nun durch die zweijährige Laufzeit für 2006 und 2007 Planungssicherheit erhält. Ein Vorteil, stand doch bisher das Budget oft erst Monate nach Ablauf des Jahres durch einen nicht vorhersehbaren Schiedsspruch fest. Und die Krankenkassen freuen sich, weil das Universitätsklinikum nun wesentlich weniger Geld für die Versorgung der Patienten ausgeben will. 2007 stehen der Charité insgesamt 561 Millionen Euro zur Verfügung. 2005 waren es noch 583 Millionen Euro, 2003 rund 600 Millionen Euro.

Gleichzeitig stimmte der Klinikriese zu, die durchschnittlichen Behandlungskosten pro Patient – den so genannten Basisfallwert – auf den Landesdurchschnitt von 2930 Euro zu senken. Jetzt sind es noch knapp 3180 Euro. Bisher hat die Charité die höheren Ausgaben damit begründet, dass man in einem Universitätsklinikum viele schwer kranke Patienten versorgen müsse. Nun nähert man sich bei den Kosten dem landeseigenen Klinikkonzern Vivantes an. Das wird es in Zukunft den Krankenkassen erschweren, mit Hinweis auf die überteuerte Hochleistungsmedizin einen radikalen Bettenabbau und die Schließung eines Charité-Standortes zu fordern. Trotzdem betont der Chef der Berliner AOK, Rolf D. Müller, gegenüber dem Tagesspiegel: „Die Berliner Gesamtbettenzahl bleibt in der Diskussion. Ebenso behalten wir uns vor, auf die Strukturprobleme der Kliniken hinzuweisen.“ Denn noch immer sei der Berliner Basisfallwert der zweithöchste aller Bundesländer.

Die neue Friedfertigkeit zwischen den Vertragsparteien, die sich in der Vergangenheit heftige verbale Streitereien ums Geld geliefert hatten, zeigt sich auch in einem weiteren Detail der Vereinbarung. Man legte sämtliche Rechtsstreitigkeiten über Vergütungsregelungen der vergangenen Jahre bei. Bis vor kurzem waren noch Teile der Budgets von 2000 bis 2003 vor Gericht strittig. Nach Charité-Angaben verzichte man so auf insgesamt rund 30 Millionen Euro.

Steht durch diese Kürzungen der Charité eine verschärfte Sparrunde ins Haus? Klinikdirektor Behrend Behrends verneint. „In unserem Unternehmenskonzept haben wird diese Absenkungen bereits eingeplant und entsprechende Kostensenkungen durchgesetzt – etwa einen Abbau von rund 2000 Stellen, den wir bereits zur Hälfte erreicht haben“, sagte Behrends dem Tagesspiegel. Es sei das Ziel, bis 2010 auf dem bundesweiten Behandlungskostendurchschnitt von rund 2900 Euro zu kommen. Dies bedeute für die Charité gegenüber dem 2007er Budget noch einmal eine Verringerung um etwa zehn Millionen Euro.

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