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Berlin: Charité sucht großen Partner für den ganzen Service

Uniklinik schreibt 140-Millionen-Euro-Auftrag aus und stößt damit auf Protest und Unverständnis

Die Charité will alle Service-Bereiche von der Küche über die Reinigung bis hin zur Gartenpflege an nur eine – gemeinsam mit einem privaten Partner – betriebene Tochterfirma auslagern. Mit diesem deutschlandweit einmaligen Vorhaben ist das Universitätsklinikum nun auf Kritik gestoßen. „Damit verletzt die Charité alle Regeln wirtschaftlichen Handelns“, sagt der grüne Haushaltspolitiker Oliver Schruoffeneger. Kein Anbieter verfüge über die Kompetenzen, um alle Leistungssegmente gleich gut abdecken zu können. Außerdem würden auf diese Weise regionale Unternehmen benachteiligt. „Das Auftragsvolumen ist so groß, dass mittelständische Anbieter aus Berlin keine realistische Chance haben, sich zu beteiligen.“ Und schließlich torpediere die Charité damit die vom Senat geforderte Kooperation mit dem ebenfalls landeseigenen Klinikkonzern Vivantes. Die Ausschreibung müsse deshalb umgehend gestoppt werden.

Das Klinikum sucht den privaten Partner derzeit in einem europaweiten Ausschreibungsverfahren, das noch bis zum 6. Juni 2005 läuft. Der Schritt war nötig geworden, weil die Charité nach Korruptionsvorwürfen alle bestehenden Verträge gekündigt oder auslaufen lassen hatte. Der Auftrag hat einen Umfang von rund 140 Millionen Euro jährlich.

Der Charité-Vorstand weist die Kritik zurück. Nur mit dieser Paketlösung könne man den maximalen Spareffekt für die Charité erreichen, sagt Charité-Klinikumsdirektor Behrend Behrends. „Wenn alle Servicebereiche aus einer Hand versorgt werden, sind die Synergieeffekte am größten.“ Man gehe davon aus, dass sich kleinere Firmen für den Auftrag zu Konsortien zusammenschließen. „Dann hätten auch Berliner Unternehmen eine Chance.“ Derzeit sind in diesem Bereich 1050 Charité-Mitarbeiter beschäftigt, die in die Tochterfirma wechseln sollen – zu den gleichen Tarifbedingungen, wie derzeit als Angestellte des Universitätsklinikums, versichert der Vorstand.

Die Konzentration aller Klinik-Dienste auf nur einen Partner ist nach Auskunft der Deutschen Krankenhausgesellschaft ein Novum. Üblicherweise gehen Krankenhäuser solche Service-Verträge mit separaten Anbietern ein – zum Beispiel für die Reinigung, fürs Catering oder für den Wäscheservice. Dem Vernehmen nach hat der Klinikkonzern Vivantes der Charité angeboten, diese Servicebereiche gemeinsam zu betreiben.

Das wäre eigentlich auch im Interesse des Senats, sollen doch beide landeseigenen Unternehmen zusammenarbeiten, um Kosten zu sparen. „Das Angebot konnten wir ohne Ausschreibung aber nicht annehmen“, sagt Direktor Behrends. Aber es stehe Vivantes natürlich frei, sich an dem Verfahren zu beteiligen.

Außergewöhnlich kommt das Vorgehen der Charité offenbar auch dem Senat vor. So sagt der zuständige Wissenschaftssenator Thomas Flierl (PDS), er habe dieses Problem im Aufsichtsrat des Universitätsklinikums bereits angesprochen. „Der Senat behält sich vor, dieses Vorhaben im Herbst noch einmal zu prüfen“, ließ der Senator ausrichten. Auch Bert Flemming, wissenschaftspolitischer Sprecher der SPD-Fraktion, findet die Argumentation des Universitätsklinikums nicht überzeugend: „Der Charité-Vorstand hat bisher weder diese Paketlösung befriedigend erklären können noch, warum man gerade in diesem Bereich nicht mit Vivantes kooperiert.“

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