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Berlin: Christfest mit Clowns

Zirkus Roncalli ist wieder da und präsentiert im Tempodrom sein Weihnachtsprogramm

Roncallis Weihnachtszirkus strahlt schon, bevor wir das – für circensische Darbietungen bestens geeignete – Tempodrom betreten: Vier große Tannenbäume erhellen mit Lichterketten und bunten Lämpchenschlangen den Vorplatz. So kommt Christkindlstimmung auf, die sich dann zwar innerhalb des Programms verflüchtigt und nur an einigen Stellen zart aufgefrischt wird. Doch wenn am Ende einer der beiden Clowns „Morgen kommt der Weihnachtsmann“ intoniert, können alle, die Kleinen und die Großen, beruhigt nach Hause gehen und von zweieinhalb Stunden spannender, hochklassiger und manchmal sogar atemberaubender Zirkuskunst träumen.

Im 30. Roncalli-Jahr beweist Bernhard Paul mit seinem Programm ein Gespür für jene circensische Qualität, mit der man in den Zeiten berauschender Fernsehbilderfülle die Leute weg vom Wunderkasten in ein Zirkuszelt lockt. Und wenn die vielfach preisgekrönten Spitzendarbietungen dann auch noch mit lockerem Humor präsentiert werden, ist der frenetische Schlussapplaus nur logisch und ein Beweis, dass das gerühmte Berliner Publikum nicht nur seine Philharmonie zu schätzen weiß, sondern auch bei fliegenden, jonglierenden, Kopf und Kragen riskierenden Artisten schier aus dem Häuschen geraten kann.

Das beginnt schon mit den Zwillingsschwestern Maryina und Svetlana aus Minsk, die mit Händen und Füßen jonglieren und dabei simple Tücher zum Rotieren bringen, je vier an der Zahl – zwei Hände und zwei Füße hat der Mensch, jeder Muskel wird an- und eingespannt, wenn er auf dem Rücken liegt und synchron mit der Schwerkraft spielt. Dieses Wagnis unternimmt auch die 19-jährige Tao Tao vom Chinesischen Nationalzirkus: Sie trägt gewissermaßen Weihnachten in Form brennender Kerzen an kleinen Bäumen auf dem Kopf und auf Händen und Füßen, ein Schlangenleib im Lichtermeer, fast ohne einen Tropfen Kerzenwachs auf dem hautengen Trikot.

Roncalli wollte stets ein anderer Zirkus sein und verzichtete auf große Tiere in der vergitterten Manege. Nun, für die Kinder zum Fest, haben sie Jewgeni Shmarlovski aus Moskau geholt, der kommt mit einem echten Esel an und verzaubert Tauben und Kaninchen, lässt eine Schlange vom Karnickel fressen und sorgt mit einem spektakulären Schlusstrick für Aufregung: Aus einem Pelzmantel rennen die Nerze quer durch die Manege. Einige Nummern kennen wir aus dem Wintergarten, so die im Dunkeln mit erleuchteten Keulen eine Mozart-Sinfonie choreografierenden englischen „Gandini Jugglings“ und den clownesken Pantomimen Peter Shub, der mit dem Publikum spielt, wie es ihm gefällt. Buster Keaton scheint wieder auferstanden, man glaubt es kaum. Und dann diese gruppenweise fliegenden Menschen, „Energy“ aus der Ukraine mit waghalsigen Voltigen auf zwei Schaukeln, zehn chinesische Trapez- und Bungee-Artisten oder die Trampolinspringer „The Nikulins“. Einsam und alleine fasziniert dagegen der Bulgare Encho Kerasov mit kraftvoller Handstandartistik und sehr beneidenswerten Muskeln am Waschbrettbauch, dem vor allem der weibliche Teil der Gäste verzückt gewogen ist.

Unter den prominenten Zuschauern der Premiere war Christoph Stölzl wohl der einzige, der von sich sagen kann, dass er schon vor 30 Jahren von Roncalli verzaubert worden war. Damals bekam noch jeder Besucher sein rotes Herzchen auf die Wange gemalt. „Als Zirkusfan und Stammgast im Zirkus Krone finde ich dieses Programm von höchster Klasse – Bernhard Paul hat mit seiner Idee und diesen hochklassigen Nummern die visuelle Kultur gerettet“, sagte der einstige Kultursenator. Gekommen waren auch die Hutmacherin Fiona Bennett und die Moderatorin Enie van de Meiklokjes. Zum ersten Mal war der Bandleader Andrej Hermlin zu Besuch bei Roncalli. „Absolut grandios!“ sei das alles, „unglaublich die Artistik“. Nächste Woche kommt er wieder – „das müssen meine Kinder auch gesehen haben!“

Roncalli im Tempodrom läuft bis zum 7. Januar, an zwölf Tagen 15 und 20 Uhr, Preise und Zeiten über Tel. 01805-4470.

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